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Aktualisiert: vor 5 Tagen

Alpine A290 im Test: Zahlt sich das Upgrade von Renault 5 auf Alpine A290 aus?


Die Alpine A290 ist das scharfe Geschwisterchen des Renault 5 E-Tech Electric. Die Beliebtheit, die beiden zuteil wird, ist gewaltig - aber kein Wunder: Die elektrischen Kleinwagen-Geschwister überzeugen mit tollem Fahrverhalten, hochwertiger Verarbeitung, jeder Menge Charme und dem Car of the Year Titel. Unser Testbericht zeigt, was die A290 kann.



Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder


Eine Ode an die Leichtigkeit. So könnte man die Absichtserklärung der französischen Sportwagenmarke Alpine interpretieren, die vom Renault-Konzern im Jahr 2018 wiederbelebt wurde. Die Alpine A110 - das erste und bisher einzige Modell - knüpft an die historische A110 Berlinette aus den Siebzigern an, wiegt knapp 1.100 Kilogramm, leistet 300 PS und ist vor allem: traumhaft zu fahren.


Zeiten ändern sich

Seit 2018 ist allerdings einiges passiert. Am Sportwagenmarkt folgt ein Superlativ dem anderen - nicht unbedingt in Sachen Fahrverhalten, hauptsächlich auf den Datenblättern. Die Kundschaft will Leistung im Überfluss, vierstellige PS-Zahlen sind als Benchmark gesetzt, gesehen werden zählt mehr als die Freude am Fahren. Zeitgleich zieht die Elektromobilität an: Mit immer besser werdender Batterietechnologie, greifbareren Preisen und kürzeren Ladezeiten wird mittlerweile Kasse gemacht.


Dass Alpine seine Strategie ändert - weg von leichten Sportwagen, hin zu massentauglicheren elektrischen Autos - ist seit mehreren Jahren bekannt. Die Gründe können wir schlussfolgern: Mit Mittelklasse-Flitzern ist heute kaum noch Kasse zu machen, weil die Steuerbelastung zu hoch, und die Zielgruppe zu klein ist. Im Segment der Elektroautos ist dagegen noch ausreichend Spielraum, um sich eigenständig zu positionieren.


Im Selbstverständnis ist Alpine kein Renault-Verschönerungsverein, sondern ein eigenständiger Autohersteller mit eigenständigen Produkten. Dass das erste elektrische Fahrzeug - die hier beschriebene A290 - auf dem Renault 5 E-Tech Electric basiert, kokettiert diese Selbstwahrnehmung ein bisschen, ändert aber an zwei Sachen nichts: Erstens ist seit der Einführung der A110 schon viel Zeit ins Land gelaufen, ein neues Produkt musste also zügig her. Und zweitens ist der Renault 5 E-Tech Electric ein ausgesprochen gutes Basisprodukt, und das davon abgeleitete hochwertige Stadtauto mit Sportwagencharme bespielt eine Nische, in der noch kaum jemand sitzt.



Heckansicht der Alpine A290 GTS bei Sonnenuntergang, sportliche Proportionen und markante Rücklichter des Elektro-Hot-Hatch
Mit einem Leergewicht von 1.479 Kilogramm ist die Alpine A290 keine Flunder. Unter den Elektroautos zählt sie trotzdem zu den leichteren.

Optisch geht die A290 jedenfalls ihren eigenen Weg: Breite Radhäuser, große Räder, viel zerklüftetes Blech und vier Leuchteinheiten an der Front - dieser Kleinwagen will nicht nur beschwerdefrei durch den Stadtverkehr schlüpfen, sondern zwei voneinander entfernte Punkte möglichst rasch verbinden. Das Weiß unseres Testwagens steht der A290 gut. Unsere Wahl wäre jedoch das mit 900 Euro Aufpreis vertretbar teure Alpine Vision Blau.


Reichweite, Ladeleistung und Fahrverhalten

Das Thema Reichweite und Ladegeschwindigkeit werden wir nur kurz streifen, weil für ein Stadtauto kaum relevant: Laut WLTP kommt die A290 maximal 379 Kilometer weit, wovon in der Realität je nach Fahrstil und Streckentopographie zwischen 250 (Autobahn) und 350 (Stadt, Ortsgebiet und Landstraße) übrig bleiben. Am Schnelllader wird eine maximale Ladeleistung von 100 kW erreicht - in 33 Minuten wird die Batterie von 10 auf 80 Prozent geladen. An AC-Ladestationen lädt man mit bis zu 11 kW - passt.


Viel wichtiger: Die Alpine A290 ist in Sachen Fahrverhalten ganz schön erwachsen. Sie fühlt sich nach mehr Auto an, als sie ist - nicht nur der Maximalleistung von 160 kW/218 PS wegen. Auch Fahrwerk und Lenkung fühlen sich satt an - die A290 liegt gut in der Kurve, bietet ausreichend Grip und macht für einen Elektro-Kleinwagen viel Spaß. Wenn der Asphalt rutschig ist, stößt der Vorderradantrieb trotz kluger Regelelektronik bald an seine Grenzen, bei Regen und Schneefall sowieso. Ob das Upgrade von der 180 PS starken Basisversion auf die getestete, 218 PS starke Alpine A290 GTS nötig ist, entscheidet man am besten bei einer Probefahrt. Unsere Meinung: nicht unbedingt, auch des Preises wegen.



Frontansicht der Alpine A290 GTS mit leuchtenden LED-Scheinwerfern und markantem X-Lichtdesign – Elektro-Hot-Hatch im Parkhaus
Die Sportlichkeit ist ihr ins Gesicht geschrieben: Die A290 federt selbstbewusst, lenkt scharf ein und vermittelt insgesamt ein sattes, erwachsenes Fahrgefühl.

Innenraum und Verarbeitung: Lässiges Design, gute Qualität, aber nicht unbedingt praktisch

Was für das Fahrverhalten gilt, gilt übrigens auch für das Leben an Bord: Der Innenraum erscheint hochwertig und modern, die Materialauswahl finden wir gelungen, die Verarbeitungsqualität passt. Auch hier fühlt sich die A290 nach mehr Auto an, als sie ist. Das Infotainmentsystem basiert Renault-typisch auf der Android Automotive Plattform, sprich: Man loggt sich im Auto mit seinem Google Account ein und kann so auf Navigationsziele, Playlist und vieles mehr von seinem Smartphone zugreifen. Das ist praktisch - genauso wie der MySaftey Switch, mit dem sich nicht zwingend nötige Assistenzsysteme (Spurhalteassistent und Geschwindigkeitswarner) mit einem Klick deaktivieren lassen.



Innenraum der Alpine A290 GTS mit digitalem Cockpit, Sportsitzen und modernem Infotainmentsystem auf Android-Basis
Cooles Innenraum-Layout, hohe Materialgüte aber kaum Platz: Im Innenraum der A290 geht es zumindest auf den hinteren Plätzen eng zu - kein Wunder bei nur knapp vier Meter Außenlänge.

Der größte Unterschied zum Renault 5 E-Tech Electric im Innenraum: Die Alpine bietet kaum Ablagen und keine Becherhalter, das kann auf Dauer nerven. Dafür gibt's serienmäßig viel Leder, eine coole Mittelkonsole und viele lässige Designakzente. Auch der Gangwahlhebel, der im Renault 5 rechts neben dem Lenkrad sitzt, verschwindet in der A290. Die Gänge werden stattdessen über Druckknöpfe in der Mittelkonsole eingelegt, wie bei der A110 auch.


Wenig überraschend: Platzwunder ist die A290 keines. Während man vorne sehr gut sitzt, auch als größer Gewachsene:r, geht es in Reihe zwei schon deutlich enger zu. Der Kofferraum ist für exakt vier Meter Außenlänge in Ordnung: 328 bis 1.106 Liter bringt die elektrische Alpine unter. Mit 500 Kilogramm Anhängelast (ungebremst und gebremst) bricht die A290 jedenfalls keine Rekorde.


Preise und Versionen: Die A290 ist keine Diskounterware

Irgendwo klar: Der französische Kleinwagen-Sportler hat seinen Preis. In Österreich kostet die Alpine A290 zumindest 38.400 Euro. Dafür bekommt man lässige Alufelgen im 19-Zoll Format, sportliche Sitze mit gesticktem Logo, Sitzheizung und Klimaautomatik, schlüssellosen Zugang, Navi und Smartphone-Integration, eine Rückfahrkamera und vieles mehr. In der "Basisversion" leistet die A290 130 kW/177 PS - das reicht für eine Beschleunigung von 7,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h.



Frontdetail der Alpine A290 GTS mit beleuchtetem Alpine-Schriftzug und X-förmigen LED-Scheinwerfern im Abendlicht
Alleinstellungsmerkmal: Die vier Leuchteinheiten an der Front sind typisch für den französischen Sportwagenbauer.

Wen es nach mehr Leistung und schnellerer Beschleunigung gelüstet, wird mit den Varianten GT Performance, GT Premium und GTS bedient. Sie leisten allesamt 160 kW/218 PS, beschleunigen in 6,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und kosten 41.700 Euro (GT Performance und GT Premium) bzw. 44.200 Euro (GTS). Unser Alpine A290 GTS Testwagen kommt inklusive Optionen auf 46.800 Euro. Ja, das ist eine Stange Geld für ein kleines Auto. Wer das Besondere schätzt, legt sein Geld in der A290 trotzdem gut an.



Was wir gut finden: Eigenständiges, sportliches Design, tolles, erwachsenes Fahrverhalten, gute Verarbeitung, schöne Innenraumgestaltung


Was wir nicht so gut finden: Hoher Preis, kaum Ablagen im Innenraum, relativ hoher Stromverbrauch auf der Autobahn

 

Man kauft ihn, weil: man ein stylishes, charakterstarkes Auto für den täglichen Weg durch den Stadtdschungel braucht.


Vergleichbare Fahrzeuge: Renault 5 E-Tech Electric, Abarth 500e



Alpine A290 GTS (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite


Testwagenpreis Alpine A290 GTS: € 46.800,00

Einstiegspreis Alpine A290 GT: € 38.400,00

Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)

Maximale Leistung: 160 kW/219 PS

Drehmoment: 300 Nm

0-100 km/h: 6,4 Sekunden

Vmax: 170 km/h

Batteriekapazität: 52 kWh

Energieverbrauch (WLTP): 16,9 kWh/100 km

Reichweite (WLTP): 379 km

Reichweite im Test: 250 - 350 km

Ladung: 11 kW AC | 100 kW DC (10-80%: 33 min)


Leergewicht: 1.479 kg

Zulässiges Gesamtgewicht: 1.950 kg

Anhängelast gebremst/ungebremst: 500 kg/500 kg

Kofferraum: 328 - 1.106 Liter

Länge/Breite o.S./Höhe: 3.997/1.823/1.512 mm

Stützlast: k.A.

 
 
 

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