- Patrick Aulehla

- 8. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Okt.
Neuer Toyota GR Yaris im Test: Passt das Automatikgetriebe zum Rallye-Kleinwagen?
Dreizylinder, Handanker, Allrad und Sperre: Das Rezept des Toyota GR Yaris kocht seit seinem Marktstart die Neigungsgruppe Hot Hatch ein. Mit dem kürzlichen Facelift ändert Toyota zwar das Grundrezept nicht, fügt aber neue Würze hinzu. Konkret: Den GR Yaris gibt es jetzt auch mit Wandlerautomatik - wir haben uns angesehen, ob das funktioniert.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Toyota
Natürlich finden sich im argumentativen Repertoire des ambitionierten Autofahrers viele Gründe, warum man den Toyota GR Yaris nicht mit Automatikgetriebe kaufen sollte. Zum einen ist dieses Auto nicht für komfortables Vorankommen gedacht, sondern für aktives. Im Grunde ist alles an diesem Auto auf reintreten ausgelegt - der Dreizylinder-Turbomotor, die entkoppelte Handbremse, der hecklastige Allradantrieb, die Liste ist lang. Ein Automatikgetriebe nimmt dem GR Yaris ein Pedal - und damit eine Möglichkeit, in ihn hineinzutreten.
Zweitens: Mit dem Automatikgetriebe gibt man einen Teil seiner Entscheidungskraft aus der Hand. Das Kupplungspedal braucht man in einem GR Yaris nicht nur für das Wechseln der Gänge. Es kann auch als Drifthilfe eingesetzt werden - schlagartig einkuppeln für etwas mehr Drehung am Heck, so in etwa. Der Wandlerautomat ist in dieser Hinsicht weniger flexibel.

GR Yaris Wandlerautomat: Das kann er
Im Grunde stimmt das auch alles so. Allerdings: Der Toyota GR Yaris ist auch mit der neuen Wandlerautomatik ein ausgewiesenes Viech, ein bis in die Bremsleitungen durchtrainierter Hot Hatch mit Bestzeitgarantie. Die Achtgang-Automatik knallt die Gänge durch die Zahnräder, dass es nur so scheppert, die Schaltzeiten sind kurz, die Schaltpunkte gut gewählt. Wer mit den Paddles sortiert, muss sich beim Hochschalten fast gar nicht, und beim Runterschalten nur kurz gedulden - in Sachen Schnelligkeit ist das Toyota-Getriebe so manchem Doppelkuppler ebenbürtig.
Überraschend ist das nicht, denn Toyota geht beim GR Yaris seit jeher in die Vollen. Das für das Getriebe verwendete Material soll besonders hitzebeständig sein, die Software kann Gangwechsel anhand von G-Kräften und Geschwindigkeit antizipieren, verschiedene Drive-Modes passen Schaltzeitpunkte und Schaltzeiten an die Rahmenbedingungen an. Sanftes Gangwechseln im Eco-Modus, rabiates Nachlegen im Track-Modus - man kennt das ja.

Ein weiteres pro Automatik Argument: Toyota hat bei Tests auf der Rennstrecke festgestellt, dass der GR Yaris mit Wandler schneller ist als das handgeschaltete Modell. Das liegt mitunter an der engeren Getriebeabstufung des Automatikgetriebes (acht Gänge versus sechs Gänge) und dem Umstand, dass man sich beim Fahren besser auf Gas, Bremse und Lenkrad konzentrieren kann. Sofern man seinen GR Yaris auch im kompetitiven Umfeld bewegen möchte, kann man mit der Automatik also noch ein paar Zehntel herausholen.
Schalter vs. Automatik: Gleichauf bei Beschleunigung und Topspeed
Ansonsten schenken sich die beiden Getriebevarianten nichts: Laut Preisliste beschleunigen beide in 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und fahren im Bedarfsfall 230 km/h schnell. Beide verfügen über den variablen GR-Four Allradantrieb mit Torsen-Sperren an Vorderachse und Hinterachse, beide schicken seit dem Update 280 PS und 390 Newtonmeter an alle vier Räder. Knapp überlegen ist der Handschalter in der Öko-Wertung: Er schreibt laut WLTP-Messverfahren einen Durchschnittsverbrauch von 8,7 Liter pro 100 Kilometer an. Mit Automatikgetriebe sind es 9,5 Liter pro 100 Kilometer. Dazu nur so viel: Im echten Leben kommt man mit beiden kaum unter 10 Liter weg.
Noch etwas, das beide etwa gleich gut können: Komfort. Der Toyota GR Yaris ist definitiv kein Auto für langes Reisen - Automatikgetriebe hin oder her. Dafür ist das Fahrwerk zu hart, der Motor zu laut, der Verbrauch zu hoch, der Platz zu gering. Bei 130 km/h ist der GR Yaris akustisch ungefähr so präsent wie ein Passagierflugzeug vor dem Abheben, der Kofferraum ist kleiner als ein Beistelltisch. Wer Gepäck für ein langes Wochenende mitnehmen möchte, muss selbiges vorher mit dem Pürierstab faschieren. Seis drum - spielt am Ende eh keine Rolle.

Schalter vs. Automatik: Großer Unterschied beim Preis
Was durchaus eine Rolle spielen könnte bei der Entscheidung selbst schalten oder schalten lassen: Für den GR Yaris mit Automatikgetriebe werden in Österreich 66.490 Euro aufgerufen. Der Schalter kostet 60.790 Euro. Wer sich nicht aus Überzeugung für die Handarbeit entscheidet, wird möglicherweise an der Kassa nochmal ins Grübeln kommen.
Was wir gut finden: Vor allem dass es dieses Auto überhaupt gibt.
Was wir nicht so gut finden: Den Preis, sofern man den GR Yaris als Daily, und nicht als Ergänzung nutzen möchte.
Man kauft ihn, weil: man ein Rallyeauto mit Werksgarantie besitzen möchte.
Alternativen: Ehrlicherweise keine.
Toyota GR Yaris Automatik (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis: € 68.866,00
Einstiegspreis: € 60.790,00
Bestellbar: ab sofort
Motorleistung: 206 kW/280 PS
Drehmoment: 390 Nm
Motor: R3 Turbo
Hubraum: 1.618 ccm
0-100 km/h: 5,5 sek
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Verbrauch (WLTP): 9,5 Liter/100 km
Realverbrauch im Test: 10 - 14 Liter/100 km
CO2-Emission (WLTP): 215 Gramm/km
Leergewicht: 1.400 kg
Höchstzulässiges Gesamtgewicht: 1.645 kg
Abmessungen Länge/Breite o.S./Höhe: 3.995/1.805/1.455 mm
Kofferraumvolumen (VDA): 207 Liter
Anhängelast (gebremst/ungebremst): k.A.



























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