- Patrick Aulehla
- 25. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Big News: BYD produziert ab Jahresende in Werk in Ungarn - mit dem österreichischen Stahlproduzenten voestalpine AG als Partner
Mit der voestalpine AG als holt der chinesische E-Auto-Riese BYD einen prominenten Partner ins Boot, um die Elektroauto-Produktion im ungarischen Werk in Szeged anlaufen zu lassen. Stella Li, Executive Vice President von BYD, macht klar: BYD ist nach Europa gekommen, um zu bleiben, nicht nur um zu verkaufen. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump spielt für sie strategisch keine Rolle.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: BYD
Wenn Stella Li, Executive Vice President von BYD, nach Österreich reist, um eine Partnerschaft mit einem Zulieferer zu verkünden, dann ist klar: Es geht um einen richtungsweisenden Schritt. Der chinesische Technologiekonzern will sich in Europa verwurzeln und die Produkte für den europäischen Markt ebendort bauen.
Schon Ende 2023 hat BYD angekündigt, ein Elektroauto-Werk in Ungarn bauen zu wollen. Mittlerweile ist der Spatenstich erfolgt, die Fertigstellung des Werks Ende des Jahres erfolgen. Um Partner für die Fertigung im ungarischen Szeged zu finden, lud BYD im Juli 2024 zu einer Supplier Conference nach Wien. Mit Erfolg: Am 24. Juni 2025 verkündete Stella Li in Wien die erste Kooperation mit einem österreichischen Partner - der voestalpine AG. Weitere werden folgen, ist sich Stella Li sicher.

Welche Rolle spielt die voestalpine AG im BYD-Werk in Ungarn?
Die Vereinbarung, die von BYD Executive Vice President Stella Li in Wien zusammen mit voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner unterzeichnet wurde, betrifft die Lieferung von Stahlblechen und macht die voestalpine zu einem der ersten bestätigten Lieferpartner für das Werk in Szeged. Das Unternehmen wurde von BYD aufgrund seiner geografischen Nähe zum Werk in Ungarn sowie der hohen Qualität und des ausgezeichneten Rufs des österreichischen Stahls ausgewählt. Die Stähle für BYD werden am Standort in Linz hergestellt.
Stella Li, Executive Vice President von BYD: "Ich freue mich sehr, dass wir mit der voestalpine AG zusammenarbeiten werden, einem Unternehmen mit einer langen Geschichte der Innovation und einem Engagement für Dekarbonisierung und nachhaltige CO2-Reduzierung.“

Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG, ergänzt: "Die voestalpine ist mit ihren hochqualitativen Stahlprodukten ein wichtiger Partner für die weltweite Automobilindustrie. [...] Mit BYD beliefern wir nun ab Herbst von unserem Standort in Linz ein Technologieunternehmen aus China, das in Europa produziert. Wir sind zuversichtlich, dass dieser erste Auftrag für die Herstellung von hochqualitativem Flachstahl für Karosserien und Außenhaut die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit bildet.“
BYD will europäischer Hersteller werden, keine Zollstreits umgehen
Die Annahme, BYD würde seine Produktion aufgrund der von US-Präsident Donald Trump ausgerufenen Zölle nach Europa rücken, entkräftigt Stella Li mit klaren Worten: "Wir treffen unsere Entscheidungen nicht aufgrund politischer Umstände, sondern strategisch. Dass wir die Produktion nach Europa verlagern wollen, ist seit Dezember 2023 bekannt, also lange bevor die US-Zollpolitik ein Thema war."
Tatsächlich liegt BYD einiges daran, als europäischer Hersteller wahrgenommen zu werden: "Wir haben bereits vor drei Jahren beschlossen, ein Werk in Ungarn zu bauen", betont Stella Li. "Wir treffen unsere Entscheidungen langfristig, wir suchen nach strategischen Partnerschaften. Natürlich ist es ein Benefit, dass wir die Zölle durch unser Werk umgehen können. Aber das war zum Zeitpunkt unserer Entscheidung noch nicht absehbar."

BYD Batterie: Zellen aus China, Packaging in Europa
Dass BYD stark auf in-house Produktion setzt, ist bekannt. Insgesamt 70 Prozent der Bauteile werden von BYD selbst hergestellt, der Rest wird von namhaften Zulieferern bezogen. Die wichtigen Arbeitsschritte werden jedenfalls am Werksstandort durchgeführt - etwa das Packaging der Batteriezellen. Die Zellmodule werden in China produziert und nach Österreich geliefert, das Packaging erfolgt dann im Werk in Ungarn. In absehbarer Zukunft will BYD auch einen Teil der Batterieproduktion nach Europa verlegen.

Weitere Werke in Europa geplant
Neben dem Werk in Ungarn wird BYD auch ein Werk in der Türkei hochziehen - das ist bereits bekannt. Beide Werke sollen in einer ersten Phase je 150.000 Autos pro Jahr herstellen können. In einer zweiten Phase (deren Startzeitpunkt noch nicht bekannt ist) wird die Produktionskapazität auf je 300.000 Stück pro Jahr erhöht - damit will man theoretisch den gesamten europäischen Fahrzeugbedarf abdecken können. Dennoch: Hinter vorgehaltener Hand wird bereits über ein drittes BYD-Werk spekuliert, das möglicherweise in Deutschland entstehen könnte.
BYD Dolphin Surf wird das erste Auto aus ungarischer Produktion sein
Das erste Auto, das BYD in Europa produzieren wird, wird der BYD Dolphin Surf sein. Der elektrische Kleinwagen, der laut BYD-Website derzeit um 19.990 Euro erhältlich ist, spielt eine wichtige Rolle auf dem europäischen Privatkundenmarkt.

Neue Technologien: V2H mit Ladestation, Flash Charging mit 1.000 kW
Als Technologiekonzern will BYD wahrgenommen werden - und liefert dafür gleich mehrere Argumente: Zum einen liefert BYD in China bereits die ersten Han- und Tang-Modelle aus, die zu "Flash Charging" in der Lage sind. Diese Technologie soll in absehbarer Zeit auch in Europa erhältlich sein. Flash Chariging kann aufgrund seiner enormen Ladeleistung von 1.000 kW ein BYD-Modell in fünf Minuten mit Strom für 400 Kilometer Reichweite versorgen. Das ist ein Wert, der sich durchaus mit dem Betanken eines Verbrenners vergleichen lässt.
Gleichzeitig kündigt BYD an, Österreich zum Pilotmarkt für die Implementierung von V2H-Technologie (Vehicle to Home) zu machen. Vehicle to Home bedeutet, dass Elektrofahrzeuge Strom nicht nur aufnehmen, sondern auch abgeben können. Vereinfacht gesagt sind Fahrzeuge mit V2H-Technologie mobile Powerbanks, die Energie, beispielsweise aus PV-Anlagen, nicht nur aufnehmen und speichern, sondern auch an das Haus zurückgeben können. Lässt man sein Elektroauto beispielsweise im Urlaub zuhause, kann es als Pufferspeicher für PV-Strom genutzt werden. In Notfällen, etwa bei einem Blackout, kann das Elektroauto als Notstromaggregat eingesetzt werden und Strom für mehrere Tage liefern (je nach Batteriekapazität).
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