- Patrick Aulehla
- 30. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Nov.
Ford Ranger Wildtrack 3.0 V6 Diesel im Test: Zieh mich rauf
Das Anwendungsgebiet eines Pick-Ups ist ziemlich klar definiert: Schwer ziehen, viel laden, und - im Falle des Ford Ranger Wildtrak - sehr ordentlich fahren. Für Privatfahrer wird diese Fahrzeuggattung preislich aber zunehmend unattraktiv.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Einen Pickup kauft man aus zwei Gründen: Entweder man braucht ihn, konkret seine Ladefläche und seine Anhängelast. Oder man will ihn, weil man ihn, naja, will. Im zweiten Fall musste man dafür bislang einige Begleitumstände weglächeln: Ein holpriges Fahrwerk, mangelnde Traktion bei rutschigen Fahrbahnverhältnissen und die recht stattlichen Abmessungen, sofern man hin und wieder auch durch das Stadtgebiet fährt.
Der Ford Ranger Wildtrak ist mit 5,37 Metern Länge, 1,94 Metern Breite und 1,88 Metern Höhe immer noch groß, das ist schließlich eine seiner Qualitäten auch. Aber: In Sachen Fahren ist das aktuelle Modell näher an einem PKW dran als jemals zuvor. Das Fahrwerk federt auch im unbeladenen Zustand sehr gut, die Lenkung ist nicht teigig und unpräzise, sondern einigermaßen rückmeldungsstark und exakt.

Fahrverhalten und Verbrauch
Außerdem geht der 3,0 Liter Dieselmotor mit 240 PS Leistung und 600 Nm Drehmoment nicht nur gewaltig vorwärts, sondern zeigt sich verbrauchsseitig überraschend anständig. Wer den Ranger Wildtrak rollen lässt, fährt mit neun Litern Durchschnittsverbrauch. Wer reinlatscht oder viel an den Haken nimmt, wird zwischen zehn und 12 Liter durch die Einspritzdüsen schicken. Zu verdanken ist das mitunter dem 10-Gang-Automatikgetriebe, das das Triebwerk stets im optimalen Drehmomentfenster arbeiten lässt.

Zuladung und Lasten
Apropos an den Haken nehmen: Der Ranger zieht 750 Kilogramm Anhängelast ungebremst und 3.500 Kilogramm Anhängelast gebremst - das freilich auch einen Forstweg hinauf, falls es sein muss. Außerdem bietet der Ranger 225 Kilogramm Stützlast und bis zu 1.200 Kilogramm Nutzlast - ein Arbeitstier, wie es im Buche steht.

Geländegängigkeit und Fahrmodi
Wer gedenkt im Gelände zu arbeiten, der wird den elektronisch gesteuerten variablen Allradantrieb (E-4WD) mit 100-prozentigem Sperrdifferenzial an der Hinterachse schätzen. Sechs Fahrmodi passen die Kraftverteilung an verschiedene Anforderungen an - zur Auswahl stehen "Normal", "Eco", "Glatt", "Schlamm", "Sand" und "Trailer". Für besonders mühsame Angelegenheiten - wenn man beispielsweise ein Boot querfeldein den Großglockner hinaufziehen muss - hat der Ranger Wildtrak auch eine Untersetzung an Bord.

Infotainment und Vernetzung
Um ob der Souveränität des Rangers nicht der Langeweile zu verfallen, ist ein zeitgemäß vernetztes "Ford Sync 4A" Infotainmentsystem an Bord, das Updates over the air (also ohne Werkstattbesuch) kann, ebenso wie Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinfos, 360 Grad Kameraansicht und Android Auto oder Apple CarPlay. Bedient wird das System hauptsächlich via Touchscreen, einige Knöpfe gibt es beispielsweise für die Klimaanlage oder die Spiegeljustierung (ja, auch das ist nicht mehr selbstverständlich).
Innenraum und Verarbeitungsqualität
Ansonsten zeigt sich der Innenraum großzügig in Sachen Platzangebot, der Materialmix setzt sich aus viel Leder und einigem Plastik zusammen, was angesichts des Anforderungskatalogs nichts Schlechtes ist. Praktisch: Die 360 Grad Umfeldbeleuchtung, die es hell werden lässt rund um den Ranger und via Touchscreen oder Ford App bedient werden kann.

Ford Ranger Wildtrak Preis in Österreich
Dass ein Pickup hierzulande kein günstiges Vergnügen ist, ist bekannt (Stichwort NoVA). Unser Ford Ranger Wildtrak Testwagen kommt inklusiver aller Zusatzausstattungen (Unterbodenschutz, Audiosystem, Technologie-Paket, 20-Zoll Leichtmetallräder, Komfort-Paket und Cyber-Orange-Metallic Lackierung) auf einen Bruttopreis von 101.734 Euro. Davon entfallen 29.638 Euro auf die NoVA (35 Prozent) und 11.158 Euro auf die Umsatzsteuer. Der Nettopreis des Ranger Wildtrak beläuft sich auf 55.790 Euro, die Optionen summieren sich auf 4.290 Euro netto.

Unternehmer können zumindest den Vorsteuerabzug geltend machen, und unter bestimmten Voraussetzungen auch die NoVA zurückfordern. Das ist allerdings - wieder typisch österreichisch - nicht so einfach. Für den NoVA-Abzug darf ein Pickup nur über "einfache Ausstattung" verfügen, wobei sich der Gesetzgeber eine eindeutige Benennung selbiger erspart. Dass unser Ford Ranger Wildtrak einfach ausgestattet wäre, erscheint uns jedenfalls unwahrscheinlich.
Was wir gut finden: Geländegängigkeit, Platzangebot, Zuladung, Anhängelast und Fahrverhalten.
Was wir nicht so gut finden: Den letztendlich sehr hohen Preis, vor allem für Privatfahrer, an dem Ford allerdings nur eine Teilschuld trägt.
Man kauft ihn, weil: man arbeiten will - immer und überall.
Alternativen: Toyota Hilux, VW Amarok, Isuzu D-Max, RAM 1500
Ford Ranger Wildtrak 3.0 V6 Ecoblue Diesel E-4WD (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
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Testwagenpreis Ford Ranger Wildtrak 3.0 Ecoblue: € 101.260,00 brutto
Einstiegspreis Ford Ranger Doppelkabine: € 38.290,00 netto
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Motorleistung: 177 kW/240 PS
Drehmoment: 600 Nm
Motor: V6
Hubraum: 2.956 ccm
0-100 km/h: 8,5 sek
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Verbrauch (WLTP): 10,1 Liter/100 km
Realverbrauch im Test: 9,0 - 12 Liter/100 km
CO2-Emission (WLTP): 265 Gramm/km
Leergewicht: 2.283 kg
Höchstzulässiges Gesamtgewicht: 3.350 kg
Zuladung konfigurationsspezifisch: 1.067 kg
Abmessungen Länge/Breite o.S./Höhe: 5.370/1.949/1.884 mm
Radstand: 3.270 mm
Kofferraumvolumen (VDA): Ladefläche
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 3.500 kg/750 kg





























