- Patrick Aulehla
- 17. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Juni
Ford Capri Elektro Extended Range RWD (2025) im Test: Nostalgischer Name, voll am Puls der Zeit
Mit dem neuen Capri bringt Ford einen traditionsreichen Namen zurück – diesmal ziert er ein alltagstaugliches Elektro-SUV. Statt sportlicher Heckflosse gibt’s 627 Kilometer WLTP-Reichweite, viel Komfort und solide VW-Technik unter der Haube. Warum der Capri trotz Nostalgie-Fassade ein ernstzunehmender Stromer ist, lest ihr hier.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Ford
Eingefleischte Fordianer kennen den Namen Capri nur zu gut: Er zierte ein zwischen 1968 und 1986 gebautes Sportcoupé, das sich als europäisches Pony Car und kleiner Mustang-Bruder einen Namen machte. Dass der Ford Capri anno 2025 ein elektrisches SUV ist, mag nicht allen gefallen, aber immerhin: In Sachen Modellstruktur bleibt Ford sich treu. Früher war der Ford Mustang V8 motorisiert, im Capri werkten Vier- und Sechszylinder. Heute ist der Ford Mustang Mach-E der (elektrische) Platzhirsch im Modellprogramm, der Capri ein bisschen kleiner, ein bisschen dezenter, ein bisschen leistungsschwächer.
Soviel vorneweg: All jenen, die ein gutes, komfortables und reisetaugliches Elektro-SUV suchen, kann der nostalgische Twist herzlich egal sein. Denn: Der Ford Capri ist ein solides, reichweitenstarkes und angenehm zu fahrendes Elektroauto, das sich in den allermeisten Disziplinen keine Schwächen leistet. Das betrifft vor allem die Reichweite, den Fahrkomfort und das Platzangebot.
MEB-Plattform von VW: Gute Basis für 627 Kilometer WLTP-Reichweite
Wie schon das Pony Car aus den Sechzigern wird auch der neue Ford Capri in Deutschland gebaut. Genauer gesagt im Ford Werk in Köln - hier werden sämtliche Karosserie- und Anbauteile auf die von VW bezogene MEB-Plattform geschraubt. Ja, in Sachen Technik ist der Ford Capri ident mit den VW ID-Modellen (z.B. ID.4) - das betrifft vor allem Motor und Batterie (erhältlich in 52 kWh oder 77 kWh Ausführungen), aber auch viele Bedienelemente. Alles andere - Karosserie, Infotainmentsystem, Innenraumdesign etc. - wird von Ford selbst entworfen und zusammengebaut.

Fahren: Viel Reichweite, wenig Verbrauch, mittelmäßige Ladegeschwindigkeit
In der Praxis zeigt sich: Die VW-Plattform funktioniert auch im Ford sehr gut. Der Stromverbrauch des Capri ist gering - der Bordcomputer wies nach dem Laden zumindest 550 Kilometer aus. Im Alltag zog das SUV kaum mehr als 15 kWh aus der 77 kWh Batterie - sehr gut für ein 4,63 Meter langes und über zwei Tonnen schweres Fahrzeug. Selbst auf der Autobahn kommt man mit einer Ladung über 400 Kilometer weit - ebenfalls sehr gut. Geringer fällt die Reichweite im Basismodell aus (52 kWh Batterie) - hierfür werden maximal 393 Kilometer WLTP-Reichweite angegeben. An der Ladestation zieht der Capri maximal 135 kW (bzw. 185 kW in der Allrad-Version) - das ist in Ordnung, aber nicht rekordverdächtig.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist unseres Erachtens nach die Bremse: Zum einen ist der Pedalweg zum ersten Druckpunkt etwas lang geraten, zum anderen lässt das sogenannte Brake Blending - also der Übergang zwischen Rekuperation und mechanischer Bremse - Feingefühl vermissen. Sehr gut hat uns das Fahrwerk gefallen - sehr komfortabel, kein Poltern oder Ruckeln, stabil und ausgeglichen in Kurven.
Ebenfalls top: Der Wendekreis des Ford Capri beträgt nur 9,8 Meter - das macht sich vor allem in der Stadt angenehm bemerkbar. Man kann das ausgewachsene SUV gefühlt am Stand umdrehen, die Vorderräder lassen sich in der getesteten Heckantrieb-Variante sehr weit einschlagen. Die Kehrseite des Heckantriebs: Bei rutschigen Fahrbahnverhältnissen stößt er an seine Haftungsgrenzen - zumindest dann, wenn man die 286 PS Maximalleistung abrufen möchte. Gefährlich wird das aber nie - bevor das Heck ausbricht, ist das ESP verlässlich zur Stelle. Gute Winterreifen sind bei Fahrzeugen mit Heckantrieb aber immer ein guter Tipp.

Infotainment und Bedienung: Grundsätzlich sehr gut, kleine Schwächen im Detail
Die heute wohl wichtigste Nebensache der Autowelt ist das Infotainmentsystem, und auch hier zeigt sich der Ford Capri über weite Strecken souverän. Die Menüführung ist logisch, die Shortcuts am oberen Bildschirmrand (etwa zu den Assistenzsystemen) helfen beim flotten Bedienen, die Einstellmöglichkeiten sind vielfältig. Was uns nicht so gut gefällt: Die Touch-Tasten am Lenkrad und als Lautstärke-Regler. Diese sind nicht immer sauber zu treffen (oder werden unabsichtlich getroffen) und sind in Sachen Genauigkeit nicht der letzte Schrei.

Platzangebot, Abmessungen und Anhängelast: Viel Raum, gutes Platzangebot, mäßige Anhängelast
Im Innenraum bietet der Ford Capri viel Platz für Passagiere und Gepäck. Vorne wie hinten sitzt man ordentlich, Beine und Kopf müssen sich auch bei größeren Passagieren nicht verrenken. Im Ladeabteil finden sich 570 bis 1.510 Liter Ladevolumen - damit liegt das SUV etwa gleichauf mit dem VW ID.4 (543 bis 1.575 Liter) und deutlich über dem neuen Skoda Kamiq (400 bis 1.395 Liter). Etwas schwach: Die gebremste Anhängelast beträgt nur 1.000 Kilogramm (1.200 Kilogramm bei der Allrad-Variante). Ungebremst nimmt der Capri 750 Kilogramm an den Haken.
Preise und Versionen: Aktuelle Rabatte führen zu saftigen Preissenkungen
Der Startpreis des Ford Capri liegt laut Liste bei 43.700 Euro. Aktuell (Stand Juni 2025) bietet Ford zahlreiche Aktionen an - derzeit geht das Einstiegsmodell Ford Capri Style für 35.204 Euro über den Ladentisch (kleine Batterie, 170 PS). Die von uns getestete Select-Variante (nur mit großer Batterie, 286 PS oder 340 PS Allrad) startet bei 50.600 Euro (derzeit 41.552 Euro). Für das Topmodell Premium möchte Ford zumindest 49.700 Euro in Verbindung mit der kleinen Batterie (derzeit 40.724 Euro), oder 54.600 Euro in Verbindung mit der großen Batterie (derzeit 45.232 Euro).

Zusammengefasst:
Zwar ist der neue Ford Capri kein emotionsgeladenes Pony Car wie sein historischer Namensgeber – aber ein rundum gelungenes Elektro-SUV mit viel Reichweite, ordentlichem Komfort und guten Alltagsqualitäten. Die solide MEB-Technik sorgt für hohe Effizienz, das eigenständige Design und die grundsätzlich gute Bedienung bringen Ford-Touch in den VW-basierten Elektroauto-Kosmos. Kleinere Schwächen wie das etwas unsaubere Brake Blending oder die Touch-Bedienung trüben den positiven Gesamteindruck kaum. Wer ein praktisches, bequemes und stilvoll verpacktes Elektroauto sucht, findet im Capri einen überzeugenden Reisebegleiter. Nostalgischer Name inklusive.
Was wir gut finden: Verbrauch und Reichweite. Aktuelle Sonderpreise. Ruhe und Komfort beim Fahren.
Was wir nicht so gut finden: Brake Blending und Touch-Tasten.
Man kauft ihn, weil: man ein ausgesprochen solides, in keiner Hinsicht schlechtes, reichweitenstarkes Elektro-SUV mit Nostalgie-Namen möchte.
Vergleichbare Fahrzeuge: Skoda Enyaq/Kamiq, VW ID.4, BYD Sealion 7, Peugeot e-3008
Ford Capri Select Extended Range RWD (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis: € 54.500,00 (derzeit € 45.352,00)
Einstiegspreis: € 43.700,00 (derzeit € 35.204,00)
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Maximale Leistung: 210 kW/286 PS
Drehmoment: 545 Nm
0-100 km/h: 6,4 Sekunden
Vmax: 180 km/h
Batteriekapazität: 77 kWh
Energieverbrauch (WLTP): 13,8 kWh/100 km
Ladung: 11 kW AC | 135 kW DC (10-80%: 28 min)
Leergewicht: 2.098 kg
Zuladung: 587 kg
Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.000 kg/750 kg
Kofferraum: 570 - 1.510 Liter
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.634/1.872/1.626 mm
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