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Nissan X-Trail e-Power e-4ORCE: (K)ein Elektroauto


Elektrisch fahren, aber bitte mit Treibstoff? Klingt unmöglich, ist es aber nicht. Der Nissan X-Trail e-Power bringt so bis zu sieben Personen ans Ziel - auch über Stock und Stein.




Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
 

Heute ist Gegenteiltag in der FastForward-Redaktion, und eingeläutet hat ihn der Nissan X-Trail. Sein auffälligstes Merkmal ist nämlich nicht sein auffälliges Design, sondern sein noch auffälligerer e-Power-Hybridantrieb. Der funktioniert nicht wie üblich auf Kraftstoff-Basis mit elektrischer Unterstützung, sondern umgekehrt. Das bedeutet, die Räder werden ausschließlich von einem Elektromotor gedreht, der seine Energie aber nicht aus einer Batterie bezieht, sondern von einem Dreizylinder-Turbobenziner, der Treibstoff verspeist. Eine 2,12 kWh Batterie gibt es zwar - diese fungiert aber nur als Zwischenlager für Energie. Klingt kompliziert? War es wohl auch für die Ingenieure - als Fahrer merkt man davon aber herzlich wenig. Abgesehen von den positiven Aspekten, die ein Elektroantrieb mit sich bringt: Der X-Trail fährt hauptsächlich leise, gelassen und frei von Antriebseinflüssen - im Bedarfsfall auch durchaus kraftvoll und über Stock und Stein.



Nissan X-Trail e-Power e-4ORCE Hybrid 2023

Auch im Gelände ist der Nissan X-Trail e-Power dank e-4ORCE Allradantrieb sicher unterwegs.


Fahren: Ein Hybridantrieb, auf den Kopf gestellt

Um das zu verdeutlichen, springen wir gedanklich auf den Fahrersitz des Nissan X-Trail e-Power. Wir drücken den Startknopf, und es passiert erstmal: nichts. Die an Vorder- und Hinterachse sitzenden, gemeinsam 157 kW/214 PS Systemleistung erbringenden Elektromotoren starten lautlos, der 158 PS starke Verbrenner verweilt im Dornröschenschlaf. Wir schalten in Drive und fahren los - weiterhin rein elektrisch. Nach einigen Metern erwacht der Dreizylinder dann, um die Energie für den Elektromotor zu erzeugen. Das passiert nicht mit Getöse und Gebrüll, sondern leise und kaum wahrnehmbar. Nissan hat den Verbrenner im Motorraum wohl in Watte gepackt, um das elektrische Fahrgefühl nicht lautstark auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.



Nissan X-Trail e-Power e-4ORCE Hybrid 2023

Das Zauberwort: e-Power bedeutet Hybridantrieb in umgekehrter Reihenfolge. Die Räder werden rein elektrisch angetrieben, der Verbrenner werkt nur als Stromerzeuger.


Wir greifen an dieser Stelle ein bisschen vor: Der Nissan X-Trail fährt tatsächlich wie ein Elektroauto. Die Kraftentfaltung erfolgt spontan, linear und, wenn man will, mit ordentlich Schmackes. Schaltvorgänge, Geruckel oder zögerliches Anfahren gibt nicht. Das einzige, was Nissan aus dem Verbrenner-Zeitalter mitnehmen musste, ist die Verbrenner-Akustik, die sich mit zunehmenden Leistungsanforderungen zunehmend in den Innenraum spielt. Unangenehm laut wird der X-Trail nie, aber es ist schon kurios: Man fährt wie mit einem Elektroauto, man beschleunigt wie mit einem Elektroauto, es gibt kein Getriebe, das schaltet und keinen Turbo, der zögert. Und trotzdem hören wir einen Verbrenner werken, losgelöst von seiner eigentlichen Aufgabe. Degradiert zum mechanischen Sounddesigner, wenn man so möchte.



Nissan X-Trail e-Power e-4ORCE Hybrid 2023


Was der Nissan X-Trail e-Power abseits von elektrisch fahren noch kann, ist vor allem: wenig verbrauchen, zumindest im Ortsgebiet, in der Stadt und auf Freilandstraßen. Im ersten Teil unseres Tests waren wir hauptsächlich ebendort unterwegs - hier kann das Hybridsystem auf voller Länge punkten. 5,8 Liter hat sich der Verbrenner für das Stromerzeugen genehmigt. Ein herausragender Wert für ein fahrendes Wohnzimmer mit sieben Plätzen. Im Anschluss haben wir dem Mix einige Autobahn-Kilometer beigemengt, wodurch der schlussendliche Mix-Verbrauch auf noch immer ordentliche 7,5 Liter für 100 Kilometer kletterte. Der Tempomat wurde wir dabei auf den österreichischen "ein-bisserl-was-geht-immer" Tacho-140er justiert, also keine Spur von verbrauchsoptimierender Zurückhaltung.


Ausstattung, Design und Innenraum: Viel Liebe zum Detail

Und: Der X-Trail sieht wie wir finden sehr gut aus. Im passenden Wald-Setting umso mehr, weil authentisch. Mit dem e-4ORCE Allradantrieb gibt es abseits von ernsthaften Offroad-Abenteuern keine Einschränkungen bei der Routenplanung. Das gilt für bis zu sieben Passagiere oder 575 bis 1.396 Liter Gepäck. Das Wohlbefinden an Bord ist ganz allgemein hoch, besonders in unserer TEKNA+ Variante. Dann ist der X-Trail Innenraum zugekleistert mit feinem und schönem Leder, etlichen Komfortfeatures und Sicherheits- und Assistenzsystemen. Ebenfalls vorbildlich: Das Infotainment-System. Nissan setzt bei der Sprachsteuerung auf den Google Assistant und Amazon Alexa - zwei Lösungen, die funktionieren. So erreicht man schnell das Ziel im umfangreichen Funktionsangebot. Die wichtigsten Funktionen sind außerdem mit Tasten und Schaltern zu erreichen - die Steuerung der Klimaanlage, zum Beispiel. Noch immer eine Wohltat, wie wir finden.




Feines, perforiertes Leder, viel Platz und etliche Funktionen.


Last but not least: Der Preis des Nissan X-Trail ist heiß

Angesichts der gebotenen Performance, des Spritspar-Potenzials des ePower-Antriebs vor allem in der Stadt und auf Landstraßen und der schieren Größe des X-Trail überrascht uns vor allem der Basispreis: Ab 39.250 Euro fährt man in der VISIA-Ausstattung vom österreichischen Händlerparkplatz - mit LED-Scheinwerfern und -Rückleuchten, etlichen Sicherheits- und Assistenzsystemen und diversen Komfortfeatures an Bord. Ein Infotainmentsystem mit Android Auto oder Apple CarPlay Funktion ist hier allerdings noch nicht dabei - man muss sich mit einem normalen, immerhin DAB-fähigen Radio begnügen. Will man den empfehlenswerten ePower-Hybridantrieb an Bord wissen, muss man bei gleicher Ausstattung zumindest 42.490 Euro liegen lassen.


Kennt man keine Zurückhaltung beim Durchwühlen der Aufpreisliste, landet man dort, wo wir uns befinden. Nämlich bei der TEKNA+ Ausstattung samt 12,3-Zoll-Infotainmentsystem, gestepptem Leder, BOSE Soundsystem, PRO PILOT Assist, Ambientebeleuchtung und vielen weiteren Premium-Features, die sich zusammen mit dem 214 PS starken ePower-Hybridantrieb und dem e-4ORCE Allradantrieb auf 65.505 Euro aufsummieren. Kreuzt man wirklich alle Häkchen an, stehen schlussendlich 67.575 Euro zu Buche. Das ist selbstverständlich keine Summe, die man schnell beim Bankomaten abhebt. Aber im direkten Mitbewerber-Vergleich und angesichts der umfassenden Ausstattung ein durchaus fairer Preis.


 


 

Nissan X-Trail e-Power e-4ORCE: Technische Daten, Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch


Testwagenpreis: € 67.575 brutto (Basispreis: ab € 39.250 Euro)

Bestellbar: Ab sofort (Mehr Infos)

Motorleistung: 157 kW/214 PS

Drehmoment: k.A.

0-100 km/h: 7,0 sek.

Vmax: 180 km/h


Leergewicht: 1.961-2.024 kg

Kofferraum: 575-1.396 Liter

Länge/Breite o.S./Höhe: 4.680/1.840/1.725 mm

Verbrauch (WLTP): 6,3-6,7 Liter/100 km

CO2 (WLTP): 143-152 g/km


Ganz kurz: Der Nissan X-Trail geht mit seinem e-Power Hybridantrieb einen eigenen Weg: Die Räder werden ausschließlich elektrisch angetrieben, der Dreizylinder-Verbrennungsmotor wird ausschließlich zur Stromerzeugung verwendet. Das resultiert in geringen Verbrauchswerten: 5,8 Liter auf 100 km im Mix aus Ortsgebiet und Freilandstraßen, 7,5 Liter inklusive Autobahnen. Der Kofferraum des X-Trail ist mit 575-1.396 Liter Volumen ausreichend groß, bis zu 7 Passagiere finden Platz an Bord. Mit einer Systemleistung von 214 PS und einer Beschleunigung von 7,0 Sekunden auf 100 ist der X-Trail nicht nur leise und komfortabel, sondern auch flott unterwegs. Der Preis startet bei 39.250 Euro.

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