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AutorenbildPatrick Aulehla

Alpine A110 R: Weg mit dem Speck


Lasst euch von den Fotos aus Tokyo nicht täuschen: Die Alpine A110 R ist nicht für die Stadt, sondern die Rennstrecke gemacht. 1.082 Kilo, 300 PS, 3,9 Sekunden auf Hundert. Und Felgen, Dach, Motorhaube, Sitze - alles aus Carbon.


Alpine A110 R

Text: Patrick Aulehla | Fotos: Alpine
 

Null PS mehr Motorleistung als eine A110 S, trotzdem ein ganz anderes Auto: Die Alpine A110 R geht aufwendigst-möglichen Weg, um das traditionelle A110-Rezept auf die Rennstrecke zu transformieren. Soll heißen: Alles, was dem Zeitenfräsen nicht zuträglich ist, fliegt hinaus, alles andere wird leichter, steifer oder komplett carbonisiert.



Alpine A110 R

Felgen, Diffusor, Heckfenster, Sitze: Alles aus Carbon.


Weg mit dem Speck

Die Alpine A110 definiert sich über ihr Gewicht, dieses Schicksal ist ihr historisch vorgegeben. Die Ur-A110 brachte kaum mehr als 700 Kilogramm auf die Waage, um mit überschaubarer Motorleistung den Rallye-Porsches und -Lacias aus den Siebzigern um die Ohren zu fahren. So ist auch die aktuelle A110 mit 1.116 Kilogramm Leergewicht kaum schwerer als ein nasser Lappen - bei Wahrung aller Sicherheits- und gewisser Komfortstandards. Dass die R-Version nochmals 32 Kilogramm abspecken konnte, ist zu größten Teilen einer radikalen Carbon-Diät zu verdanken. Die betrifft:

  • Die Motorhaube: Komplett aus Carbon, 2,9 Kilogramm leichter als der serienmäßige Alu-Deckel. Zwei Lufteinlässe sollen außerdem die Aerodynamik verbessern.

  • Die Felgen: Jedes Gramm an ungefederten Massen ist fahrdynamisch Goldes wert, also Radeln aus Carbon! 12,5 Kilogramm werden im Vergleich zur S-Version eingespart, gleichzeitig sollen sich Luftwiderstand und Bremsenkühlung deutlich verbessern.

  • Die Heckscheibe: Begrifflich eine Themenverfehlung: Sicht nach hinten gewäht die statt des Glases eingesetzte Carbonplatte keine, dafür Frischluft für den Motor: Über zwei Ansaugöffnungen saugt der Turbo die Brennräume voll.

  • Die Sitze: Sabelt hat der A110 R ein Paar Vollschalensitze spendiert, die nicht nur racy aussehen, sondern auch 5 Kilogramm leichter sind als das Standard-Gestühl.


Macht in Summe 1.082 Kilogramm Leergewicht oder 3,6 Kilogramm pro PS. Zum Vergleich: Der mit 420 PS deutlich stärkere, mit 1.450 Kilogramm aber gleichermaßen schwerere Porsche 718 GT4 bewegt mit jedem PS 3,5 Kilogramm.





Picken bleiben

Um die Gewichtsersparnis in schnelle Rundenzeiten umzusetzen, wurde auch aerodynamisch nachgeschliffen. Schwanenhals-Heckspoiler, Carbon-Frontspoilerlippe, Carbon-Glasfaser-Diffusor, flacher Unterboden, optimierte Seitenschweller - all das stellt Alpine unter die Maxime "Ausschöpfung des vollen Potenzials durch eine optimale Balance von Abtrieb und Luftwiderstand". In Zahlen sind das 14 Kilogramm Abtrieb an der Front und 29 Kilogramm Abtrieb am Heck bei gleichzeitig 5 Prozent geringerem Luftwiderstand.


Contact low

Ebenfalls Ehrensache: Ein neues Rennfahrwerk. Im Vergleich zur A110 S wurde die Bodenfreiheit um 10 Millimeter reduziert, weitere 10 Millimeter verbleiben als Reserve im Gewinde. Die Steifigkeit der Querstabilisatoren wurde im Vergleich zur A110 S vorne um 10 Prozent und hinten um 25 Prozent erhöht. Ebenso die Federung, die vorne und hinten um mehr als 10 Prozent härter ist. Die speziell entwickelten Stoßdämpfer sind hydraulisch verstellbar - so lässt sich die A110 R an unterschiedliche Streckenlayouts und Bedingungen anpassen. Die Einstellung von Kompression (Druckstufe) und Expansion (Zugstufe) erfolgt über einen 20-stufigen Ring. Das ist Rennauto-Material!





Als Beilagen serviert die A110 R eine überarbeitete Auspuffanlage mit Doppelendrohren, ein kühlungsoptimiertes Brembo-Bremssystem, das Mattblau des A522 Formel 1 Rennwagens und einschlägige Michelin Pilot Sport Cup 2 Semi-Slicks in der Dimension 215/40 R18 vorne und 245/40 R18 hinten.


Kein Menü für Pfennigfuchser

Die Enthusiasten unter uns wissen bereits: Viel Carbon heißt teures Geld. Mindestens 112.000 Euro wollen für die radikalste aller Alpine abgehoben werden. Ein gewaltiger Aufpreis zur 67.000 Euro teuren Basis-Alpine, keine Frage. Wer gleichzeitig aber zu Porsche ins Regal schielt, wird feststellen: Ein 718 GT4 kostet mindestens 130.000 Euro - ohne das ganze Carbon rundherum. Allein Carbon-Felgen gibt es kaum unter 20.000 Euro, und auch Sitze, Heckscheibe, Aerodynamik und Fahrwerk bastelt man nicht schnell mit dem Lego-Kasten.


 


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