- Patrick Aulehla
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Aktualisiert: vor 4 Stunden
KIA Sorento PHEV Platin (2025) im Test: Bringt der Plug-in-Hybridantrieb Vorteile, oder kostet er nur mehr?
Der Kia Sorento gehört zu den größten SUVs im Segment. Auf 4,82 Meter Länge bietet er wahlweise fünf oder sieben Sitze, reichlich Platz und moderne Ausstattung. In der getesteten Plug-in-Hybrid-Version soll er das Beste aus zwei Welten vereinen: lokal emissionsfrei im Alltag und große Reichweite auf der Langstrecke. Doch wie gut funktioniert das Konzept wirklich, und für wen lohnt sich der Aufpreis gegenüber dem Diesel?
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
An den Qualitäten koreanischer Elektroautos gibt es keinen Zweifel: Kia bereichert den Markt mit wegweisenden Modellen - vor allem in Sachen Ladetechnologie (800 Volt Bordnetz, 200+ kW Ladeleistung) setzt der Hersteller aus Fernost Benchmarks. In Kürze erscheint hier ein Langstreckentest mit dem KIA EV6, und so viel können wir jetzt schon verraten: Der Zeitverlust durch das Laden ist kaum mehr wahrnehmbar. Der EV6 war bei jedem Ladestopp in etwa 15 Minuten auf 80 Prozent geladen, das fällt auf langen Strecken nicht mehr ins Gewicht.
Wie aber sieht es aus, wenn die Batterietechnologie nur eine Nebenrolle spielt? Diese Frage haben wir uns anhand des KIA Sorento PHEV gestellt: Ist der Plug-in-Hybridantrieb eine sinnvolle Ergänzung zum Diesel, oder kostet er nur mehr Geld und - wegen seines kleinen 47 Liter Tanks - auf der Langstrecke mehr Nerven?

Fahrverhalten: Was taugt der 253 PS starke Plug-in-Hybridantrieb des Kia Sorento?
Ein Blick auf das Datenblatt bescheinigt dem Sorento PHEV einen Verbrauch von 1,6 Liter pro 100 Kilometer, einen CO2-Ausstoß von 37 Gramm pro Kilometer und eine rein elektrische Reichweite von 55 Kilometern. In der Praxis bleibt davon - wie bei allen Plug-in-Hybriden - freilich nur ein Stückchen Wahrheit: Die reale E-Reichweite pendelt sich irgendwo zwischen 30 und 40 Kilometern ein - je nach Streckentopographie und Lastanforderungen. Die Ladeleistung beläuft sich auf maximal 3,3 kW - auch hier ist der Sorento schwächer aufgestellt als vergleichbare PHEV-Modelle. Wer mit leerer Batterie unterwegs ist, kalkuliert für 100 Kilometer nicht 1,6 Liter, sondern besser acht bis zehn Liter Kraftstoffverbrauch ein. Den Vorteil des E-Antriebs können also nur jene wirklich nutzen, die täglich laden wollen und nicht allzu weit pendeln müssen.

Auf der Autobahn und im ungeladenen Zustand ist der PHEV die zweite Wahl. Der 1,6 Liter große Turbomotor hat kein leichtes Spiel mit den knapp 2,1 Tonnen Leergewicht - das fühlt man und hört man. Will man regelmäßig Autobahnkilometer spulen, ist der Diesel die bessere Wahl - nicht zuletzt, weil er in beiden Ausstattungsversionen Gold und Platin um jeweils 2.000 Euro günstiger ist.
Wer plant, seinen Sorento auf unbefrstigte Pfade zu schicken, der bekommt antriebsunabhängig ein durchaud fähiges SUV, das mit kluger Elektronik und und 17,6 Zentimeter Bodenfreiheit ausgestattet auch gröbere Hindernisse als Randsteine überwindet. Um den Sorento auf den vor ihm liegenden Untergrund einzustellen, kann man verschiedene Drive Modes wählen, etwa Mud oder Sand. Ein Land Rover Defender wird der Sorento dadurch aber keiner.
Platzangebot, Anhängelast und Kofferraumvolumen: Als 5- oder 7-Sitzer mit jeder Menge Platz, höchste Anhängelast beim Diesel
Wer sein Fahrzeug zum Transportieren von Menschen und/oder Freizeit-Equipment nutzen möchte, findet mit dem 4,82 Meter langen Koreaner einen dienlichen Begleiter. Das Ladeabteil der PHEV-Variante fasst 175 Liter hinter der dritten Reihe, 604 bis 809 Liter hinter der zweiten Reihe (verschiebbare Rückbank), und gewaltige 1.988 bis 2.077 Liter bei umgelegten Sitzen. Bei der Dieselvariante sind es sogar noch ein paar Liter mehr. Damit zählt das Kofferraumvolumen des Sorento zu den größten seines Segments.
Auch in Sachen Anhängelast kann der Sorento überzeugen - hier allerdings nur als Diesel: Während die Plug-in-Hybrid-Variante nur 1.010 Kilogramm gebremst und 750 Kilogramm ungebremst an den Haken nehmen kann, zieht der Diesel 2.500 (5-Siter) bzw. 2.600 Kilogramm (7-Sitzer). Die Stützlast beträgt bei beiden Motorisierungen 100 Kilogramm.
Für die Passagiere bleibt ebenfalls viel Platz - zumindest in der ersten und zweiten Sitzreihe. Hier residiert man in der Ausstattungsvariante Gold auf beheizbaren Echtleder-, und in der Ausstattungsvariante Platin auf beheiz- und kühlbaren Nappaleder-Sitzen mit Massagefunktion. Die verschiebbare Rückbank beschert den Fondpassagieren extra Beinfreiheit und Komfort, oder dem Laderaum mehr Kapazität. Die dritte Sitzreihe versteht sich wie bei fast allen 7-sitzigen SUVs als Notlösung - kein Wunder, ist ja auch kein Bus.

Bedienung, Infotainment und Verarbeitung: Hier macht der Sorento viele Punkte
Stark zeigt sich der KIA Sorento PHEV auch in Sachen Bedienung und Verarbeitung. Der Innenraum ist hochwertig verarbeitet und ohne gröbere Experimente gestaltet, Kunststoffe sind dekoriert und/oder geschäumt - kurz gesagt: Alles, was man im Sorento regelmäßig in den Händen hält, greift sich gut an. Das Armaturenbrett wirkt ist präsent - das passt gut zum auch außen präsenten Sorento.
Wie von anderen KIA-Modellen bekannt, spielt das Infotainmentsystem alle Stücke: Schnelle Reaktion auf Eingaben, hochauflösende Displays, logische Menüstruktur mit vielen sinnvollen Shortcuts - hier gibt es nichts zu bemängeln. Kabelloses Android Auto und Apple CarPlay sind Ehrensache - ebenso wie etliche Assistenzsysteme, deren Diensten man sich einigermaßen unkompliziert entsagen kann. Dazu zählen etwa der Autobahnassistent II mit automatischem Spurwechsel, ein Ausparkassistent und eine Losfahr-Warnung. Letzteres ist ein zeitgemäßes Feature: Verschläft man wegen Instagram und Co. die Grünphase, animiert der Sorento rasch zum Losfahren. Ebenfalls praktisch: Aktiviert man den Blinker, wird im Tachodisplay ein Kamerabild eingeblendet, das exakt in den toten Winkel blickt.

Preise und Versionen: Der Sorento Plug-in Hybrid startet in Österreich bei 63.990 Euro
Die Preise für den KIA Sorento Plug-in-Hybrid starten in Österreich bei 63.990 Euro für den 5-Sitzer und 64.990 Euro für den 7-Sitzer. Das ist angesichts des Gebotenen durchaus fair, denn: die "Basisvariante" Gold umfasst bereits alles, was man für einen komfortablen Alltag braucht. Navi mit Smartphone Konnektivität, Autobahnassistent II, Bose Soundsystem, Echtledersitze, elektrische Heckklappe, Rückfahrkamera, 19 Zoll Leichtmetallräder - all das bringt der Sorento PHEV serienmäßig mit. Die Ausstattungsvariante Platin (ab 70.490 Euro bzw. 71.490 Euro) umfasst zusätzlich eine 360° Kamera, ein elektrisches Glasschiebedach, ein Head-up-Display, kühl- und beheizbare Nappaledersitze mit Massagefunktion und vieles mehr.

Unser Fazit zum KIA Sorento PHEV Platin: Sinnvoll für Kurzstrecken-Pendler, auf der Langstrecke ist der Diesel besser
Der KIA Sorento überzeugt als geländetaugliches Family-SUV mit sehr viel Platz für Passagiere und Gepäck. Das Angebot an Serienausstattung ist schon in der Basisvariante Gold mehr als ausreichend - die Platin-Variante ist für jene gemacht, die bereit sind, für hochwertige Details (Nappaledersitze etc.) entsprechendes Geld auszugeben. Stärken finden sich außerdem bei Infotainment, Bedienung und Verarbeitung. Der Plug-in-Hybridantrieb trifft allerdings nur eine spitze Zielgruppe: Er ist im Vergleich zum Diesel teurer, bietet nur mäßige elektrische Reichweite und Ladegeschwindigkeit (3,3 kW), und will wegen seines kleinen Tanks auf der Langstrecke häufig an die Zapfsäule. Auch wer regelmäßig große Anhänger zieht, greift besser zum Diesel: Dieser bietet bis zu 2.600 Kilogramm Anhängelast - der PHEV muss mit 1.110 Kilogramm auskommen.
Was wir gut finden: Das Platzangebot. Die Verarbeitungsqualität. Das Infotainmentsystem. Die Serienausstattung.
Was wir nicht so gut finden: Der Plug-in-Hybridantrieb bietet nicht viel elektrische Reichweite - er ist hauptsächlich für City-Pendler gemacht.
Man kauft ihn, weil: ein SUV besitzen möchte, das komfortabel ist, viel Platz bietet und in Sachen Bedienung keine Rätsel aufgibt.
Vergleichbare Fahrzeuge: Renault Rafale, Peugeot 408, Hyundai Santa Fe, VW Tiguan, Skoda Kodiaq
KIA Sorento PHEV Platin (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis: € 71.340,00
Einstiegspreis KIA Sorento Diesel: € 61.990,00
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Maximale Leistung Verbrennungsmotor: 118 kW/160 PS
Maximale Leistung Elektromotor: 67 kW/91 PS
Systemleistung: 186 kW/253 PS
Systemdrehmoment: 367 Nm
Motor: R4 Turbo
Hubraum: 1.199 ccm
0-100 km/h: 8,8 Sekunden
Vmax: 183 km/h
Kombinierter Kraftstoffverbrauch (WLTP): 1,6 Liter/100 km
Batteriekapazität: 14 kWh
Stromverbrauch (WLTP): 18,2 kWh/100 km
Elektrische Reichweite (WLTP): 55 km
Ladung: 3,3 kW AC
CO2-Emissionen (WLTP): 37 Gramm/km
Leergewicht: 2.105 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.520 kg
Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.010 kg/750 kg (Diesel: bis zu 2.600 kg)
Kofferraumvolumen (3./2./1. Reihe): 175/604 - 809/1.988 - 2.077 Liter (Plug-in-Hybrid)
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.815/1.900/1.700 mm
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