Suzuki S-Cross Allgrip Strong Hybrid: Hupf' in Gatsch
Der Suzuki S-Cross Allgrip Strong Hybrid ist eine eierlegende Wollmilchsau, wenn man auf gewissen Schnick-Schnack verzichtet. Dazu zählen Allradantrieb, Vollhybrid und reichlich Komfortfeatures nicht.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Der Autokauf kann so einfach sein. Wenn man wenig Platz benötigt, weil man meistens alleine fährt, und wenig Platz hat, weil man beispielsweise im Stadtzentrum wohnt, kauft man - richtig - ein Oberklasse-SUV. Nein, ein Scherz natürlich - man kauf einen Kleinwagen, sofern man sich Qualitäten abseits eines starken Auftritts zumutet. Fährt man sportlich, kauft man einen Sportwagen. Fährt man im Gelände, kauft man einen Geländewagen. Man könnte meinen, die Fahrzeugkategorien heißen nicht umsonst so, wie sie heißen.
Ist das Pflichtenheft aber mit einigen Grautönen gespickt - mit einem Lebensmittelpunkt im Vorort, zum Beispiel; mit Feldwegen am Wochenende, die man ohne Blessuren hinauf und hinunter kommen möchte; mit Kurzstrecken, die man bestenfalls elektrisch fährt -, dann dünnen die Alternativen allmählich aus. Und ganz ohne Platz geht's dann doch auch nicht - man will das Fahrrad schließlich irgendwo hinein werfen können, falls man den Gipfel des Trailparks nicht selber dertritt.
Den Konjunktiv beschneiden
Was wir Ihnen hier recht umständlich beschreiben, sind die Kernkompetenzen eines bestimmten japanischen Klein-Kompakt-City-Gelände-Vorort-SUVs - des Suzuki S-Cross Allgrip Strong-Hybrid. Von Prätention einmal abgesehen kann dieses Fahrzeug nämlich alles, was wir in obigen Absätzen als wichtig erachten. Alles alles, also im Gelände abschnittsweise elektrisch, oder durch Stadt meinetwegen mit Allrad rollen, dabei überschaubare Mengen an Sprit verbrennen und trotz Batterie und bescheidener Außenmaße (4,30 Meter Länge, 1,79 Meter Breite, 1,58 Meter Höhe) noch brauchbar viel Gepäck zuladen.
293 Liter bei aufgestellten Sitzen sind kein Rekordwert, aber ausreichend für den langen Einkaufssamstag. Bei umgelegter Rückbank passen 1.111 Liter hinein.
Dass der S-Cross Allgrip auch dann noch fährt, wenn viele andere schon stehen, ist das Alleinstellungsmerkmal von Suzuki, modellübergreifend. Die Japaner sind nämlich der Meinung, dass man nicht fünf Meter Auto um 100.000 Euro kaufen muss, um mit dem Fahrpedal an allen vier Rädern zu drehen. Ignis, Swift, Jimny, Vitara, S-Cross - allesamt kleine bis kompakte Vehikel, die sie im Hilton vielleicht nicht auf den Logenparkplatz stellen, die aber die steile Hauseinfahrt auch nach dem ersten Schneefall noch erklimmen. Allgrip Select nennt Suzuki seine Anti-Schmach-Garantie, die sich mit Auto-, Sport-, Snow- und Lock-Modus für verschiedenste Herausforderungen feinjustieren lässt. Auto für den Alltags-Allrad, Snow für die Schneefahrbahn, Lock für den Klettersteig die Eiger Nordwand hinauf. Dass der Sport-Modus den S-Cross nicht zum Sportwagen macht, ist allerdings auch klar - er verbessert vielmehr das Ansprechverhalten des Motors und teilt die Kraft zwischen den Rädern dynamischer auf. Im Rahmen des Gebotenen, versteht sich. Powerslides und dergleichen muss man nicht befürchten.
Eine Hanglage, die den S-Cross in Bedrängnis bringt, haben wir beim Fotografieren nicht gefunden. Falls doch: Lock macht Bock.
Grundsolide im Beziehungsfundament
Eile ist die Kerndisziplin des S-Cross grundsätzlich nicht, wobei die elektrisch unterstützen 115 PS Systemleistung für das Überholen reichen. Da ist es eher das automatisierte Schaltgetriebe, das einen zur Contenance ermahnt. Die Gänge werden mit kurzer Pause nachgereicht, die bestimmt nicht länger dauert als würde man selber schalten - mangels Kupplung und Hebel werden den Unterbrechungen aber mehr Aufmerksamkeit zuteil. Im geschmeidigen Alltagsleben stört das herzlich wenig. Da erfreut man sich eher an den langen Phasen, die der S-Cross elektrisch fährt, an den dank Rekuperation wenig beanspruchten Bremsen und am geringen Durchschnittsverbrauch, den man abseits von Autobahnen zustande bringt. Sechs Liter im Schnitt sind es so bei uns geworden - trotz Allrad, trotz Winterreifen, trotz SUV-Fahrwerk.
Keine Luxuslimousine, aber aufgeräumt und bodenständig. Auch im Verbrauch.
Und: Der S-Cross macht eine gute Figur, in der Stadt genauso wie auf der Almhütte. Außen wirkt er frisch und modern, innen aufgeräumt und übersichtlich. Das Infotainmentsystem ist zwar nicht der Stoff, aus dem digitale Träume sind, lässt sich dank Android Auto- und Apple CarPlay-Fähigkeit aber bereitwillig in bekannte Oberflächen therapieren. Davon abgesehen lässt der S-Cross wenig vermissen: An Bord unseres flash-ausgestatteten Testwagens waren ein Soundsystem mit überraschend viel Druck, eine 360-Grad-Kamera, ein Abstandstempomat und eine Bergabfahrhilfe, falls man irgendwo hinaufgekraxelt ist, wo man sich nicht mehr hinunterfahren traut.
Kumuliert man alle genannten Qualitäten zu einem Listenpreis, ergibt das nach Suzuki-Rechnung 37.480 Euro. Vollausgestattet, mit Allrad, Strong-Hybrid (alias Vollhybrid) und vielen Komfort-Features an Bord. Das ist nicht billig, aber allemal fair in Zeiten der hohen Inflation. Den Mild-Hybriden gibt es in selber Ausstattung um 2.000 Euro weniger, oder man verzichtet auf Überfluss und ordert die Basisversion. Die bringt für 25.990 Euro bereits Klimaanlage, Abstandstempomaten und Smartphone-Anbindung mit. Den Reinhold Messner muss man mangels Allrad dann aber per pedes verfolgen.
Suzuki S-Cross Allgrip Strong Hybrid
Testwagenpreis: € 37.480 (Basisversion: € 25.990)
Bestellbar: Ab sofort (Konfigurator)
Systemleistung: 85 kW/115 PS
0-100 km/h: 13,5 sek.
Vmax: 170 km/h
Leergewicht: 1.380 kg
Kofferraum: 293-1.111 Liter (Strong Hybrid)
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.300/1.785/1.585 mm
Verbrauch (WLTP): 5,8 Liter/100 km
CO2 (WLTP): 132 g/km
Ganz schnell: Der Suzuki S-Cross Allgrip Strong Hybrid hat Antworten auf fast alle Fragen, die der Alltag einem stellen kann. Allradantrieb, Vollhybrid-Antrieb, Automatik-Getriebe, geringer Verbrauch, Android Auto und Apple CarPlay, ausreichend Platz - hier lässt Suzuki keine Wünsche offen. Im Zusammenleben ist der S-Cross unauffällig - zumindest solange man ihn nicht herausfordert. Schnelles Fahren ist nicht seine Paradedisziplin, aber das soll sie auch nicht sein. Erhältlich zu Preisen ab 25.990 Euro. Als Allgrip Strong Hybrid Variante in der Ausstattung Flash mit Spezialfarbe kostete unser Testwagen 37.480 Euro.
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