- Patrick Aulehla
- vor 2 Stunden
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KIA EV3 (2025) im Test: Ein rundum gutes Auto - nicht nur im Elektrosegment
Kompakte Elektro-SUV gibt es viele. Aber nur wenige zeigen sich in so vielen Punkten vorbildlich wie der KIA EV3. Auf 4,3 Metern Länge werden 2,69 Meter Radstand geboten, und damit großzügige Platzverhältnisse für Passagiere und Gepäck. Modernes, leicht bedienbares Infotainment, hohe Reichweiten, außerordentlich hoher Fahrkomfort, sieben Jahre Garantie und ein fairer Einstiegspreis für ein gut ausgestattetes Fahrzeug runden das Gesamtpaket ab. Schwächen? Gibt es fast keine.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Zuerst ein paar handfeste Fakten: Die Fahrzeugklasse, in der sich der neue KIA EV3 ansiedelt, ist heiß umkämpft. An kompakten Elektro-SUVs mangelt es dem Automarkt nicht, und das ist gut, denn sie sind gefragt: Im ersten Halbjahr 2025 entfielen 59,3 Prozent aller Neuzulassungen auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, 22 Prozent aller Neuzulassungen fahren mit rein elektrischem Antrieb. In absoluten Zahlen sind das 31.534 neu zugelassene Elektroautos, was einem Zuwachs von 42,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Kurz gesagt: Es tut sich etwas, und zwar einiges.
Preise und Versionen: Basisniveau Air völlig ausreichend, Testwagen mit GT-Line Ausstattung für Premium-Ansprüche
Warum das so ist, liegt mitunter an der Qualität der Produkte. Die Reichweiten steigen, die Ladegeschwindigkeiten ebenfalls, gleichzeitig sinken die Preise. Ein leuchtendes Beispiel für diese Entwicklung ist der neue KIA EV3: Das 4,3 Meter lange Elektro-SUV startet in der Basisausstattung Air preislich bei 37.090 Euro und bietet dafür einiges: 204 PS Motorleistung, eine 58,3 kWh Batterie, bis zu 436 Kilometer WLTP-Reichweite, einigermaßen schnelles DC-Laden (unter 30 Minuten auf 80 Prozent State of Charge = Ladestand), viel Ausstattung (12,3 Zoll Navi mit Android Auto und Apple CarPlay, LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, viele Assistenzsysteme etc.), sowie sieben Jahre Fahrzeuggarantie (auf die Batterie gibt es sogar acht Jahre Garantie).
Wer mehr Reichweite möchte, bekommt in der Ausstattung Air für 41.940 Euro den großen 81,4 kWh Stromspeicher - damit fährt man gemäß WLTP bis zu 605 Kilometer ohne Unterbrechung, nachgeladen wird ebenfalls in unter 30 Minuten auf 80 Prozent SOC (State of Charge). Die höheren Ausstattungslevel Earth, Earth Plus und GT-Line gibt es ausschließlich mit der großen Batterie - sie starten bei 45.840 Euro, 49.190 Euro und 53.190 Euro. Klar: Das ist nicht wenig Geld für ein 4,3 Meter langes Auto. Andererseits sind die hohen Ausstattungslevel und die große Batterie für die meisten Anwendungsfälle eine Fleißaufgabe.

Der von uns getestete KIA EV3 GT-Line zieht mit 19-Zoll Felgen, Harman Kardon Premium Soundsystem, Head-up-Display, Sitzbelüftung und vielen weiteren Features alle Register - lebensnotwendig ist dieser Überfluss aber nicht. Und: Der EV3 macht nicht nur die Sache Elektroauto gut, sondern ist als Auto insgesamt ein sehr stimmiges Paket. Nach einem kurzen Ausstattungsüberblick erklären wir, warum.
KIA EV3 Air: ab 37.090 Euro (58,3 kWh Batterie) bzw. 41.490 Euro (81,4 kWh Batterie), 436 Kilometer (kleine Batterie) bzw. 604 Kilometer (große Batterie) WLTP-Reichweite, 11 kW AC-Laden, 100 kW DC-Laden, Ausstattung: 12,3 Zoll Navi mit Smartphone-Konnektivität, LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, Autobahnassistent und adaptiver Tempomat, schlüsselloser Zugang, 17-Zoll Alufelgen
KIA EV3 Earth: ab 45.840 Euro, 81,4 kWh Batterie, bis zu 605 Kilometer WLTP-Reichweite, 11 kW AC-Laden, 130 kW DC-Laden, Ausstattung zusätzlich zu Air: Sitzheizung vorne, abgedunkelte Scheiben ab 2. Sitzreihe, Autobahnassistent II, Frontkollisionswarner, Querverkehrserkennung, aktiver Totwinkelassistent, aktiver Querverkehrsassistent
KIA EV3 Earth+: ab 49.190 Euro, 81,4 kWh Batterie, bis zu 605 Kilometer WLTP-Reichweite, 11 kW AC-Laden, 130 kW DC-Laden, Ausstattung zusätzlich zu Earth: 360 Grad Kamera, Remote Parking Assistent, elektrische Heckklappe, Auspark-Kollisionsvermeidungsassistent, Blind Spot View Monitor, Kunstledersitze
KIA EV3 GT-Line: ab 53.190 Euro, 81,4 kWh Batterie, bis zu 563 Kilometer WLTP-Reichweite, 11 kW AC-Laden, 130 kW DC-Laden, Ausstattung zusätzlich zu Earth+: 19-Zoll Alufelgen, Harman Kardon Premium Soundsystem, Premium Relexation Sitze für Fahrer und Beifahrer, Adapter für V2L-Nutzung, Head-up-Display, Sitzbelüftung

Punkt 1: Platzangebot und Kofferraumvolumen
Der Innenraum des KIA EV3 kann durchaus überraschen, denn: Die erwähnte Fahrzeuglänge von 4,3 Metern ist nur die halbe Wahrheit. Ebenso wichtig für das Platzgefühl im Innenraum ist der Radstand, und der ist mit 2,69 Metern außergewöhnlich groß. Das bedeutet: Vorne wie hinten sitzt man auch als groß Gewachsener gut, Kopf- und Beinfreiheit überzeugen. Besonders cool: Die weichen Kopfstützen der "Premium Relexation Sitze" des KIA EV3, die sich anfühlen, als würde man sich zuhause in den Polster kuscheln. Insofern nicht schlecht, dass der Aufmerksamkeitsassistent serienmäßig an Bord ist.
Im Kofferraum finden sich 460 Liter Gepäckvolumen hinter der zweiten Sitzreihe, oder 1.251 Liter bei umgelegten Sitzen. Zum Vergleich: Ein VW Golf bietet 381 Liter bei aufgestellten Rücksitzen, ein Audi A5 Avant kommt auf maximal 476 Liter (bei 4,83 Meter Länge). Der vermutlich größte Konkurrent in Segment des EV3, der Skoda Elroq, bietet mit 470 Liter Kofferraumvolumen ebenfalls kaum mehr Platz - nur bei umgelegten Sitzen übertrumpft er den EV3 mit 1.580 Liter deutlich.

Punkt 2: Verarbeitungsqualität und Infotainment-Bedienung
Ebenfalls ordentlich ist die Verarbeitungsqualität im Innenraum. Im Gegensatz zum futuristischen Außendesign zeigt sich der EV3 innen schnörkellos und benutzerorientiert: Der serienmäßige 12,3 Zoll Touchscreen fungiert als Bedienzentrale und überzeugt mit einer durchwegs logischen Menüstruktur. Einige Shortcut-Buttons direkt unterhalb des Hauptscreens erleichtern das Anwählen häufig verwendeter Funktionen (etwa Navi, Suche, Media oder Menü).
Die Klimaanlage wird über ein eigenes, permanent eingeblendetes Fenster links neben dem Hauptbildschirm bedient. Hier verorten wir einen der wenigen Kritikpunkte: Aus der Fahrerperspektive wird dieses Fenster vom Lenkrad verdeckt - man muss seinen Kopf etwas nach rechts lehnen, um einen guten Blick zu haben. Aber: KIA schickt hier haptische Tasten unterhalb des Gebläses zur Hilfe, mit denen sich Temperatur (Fahrer und Beifahrer), Gebläsestärke und Luftstrom unkompliziert einstellen lassen. Sehr gut gelöst.
Einfache Menüführung, übersichtliche Anordnung, wenig offene Fragen. Der KIA EV3 absolviert die Disziplin Bedienung mit Bravour.
Punkt 3: Fahrverhalten, Reichweite und Verbrauch
Während viele Elektroautos das Fahren zur Nebensache degradieren, also weder gut noch schlecht auffallen, fällt der EV3 durchaus auf, und zwar positiv. Das gilt einerseits für den Verbrauch, der sich in unserem Test im Durchschnitt bei 15 bis 16 kWh pro 100 Kilometer einpendelte. Das ist ein Top-Wert für diese Fahrzeuggröße und das Leergewicht von 2.030 Kilogramm in der GT-Line Ausstattung. Für den Alltag bedeutet das: Laden wird zur Nebensache - wer täglich 40 Kilometer pendelt, muss tatsächlich nur alle 15 Tage an den Stecker.
Der Verbrauch auf der Autobahn hielt sich ebenfalls in Grenzen: Wer nicht schneller als 130 km/h schnell fährt, landet irgendwo bei 18 bis 20 kWh - abhängig von Baustellenhäufigkeit, Streckentopografie und so weiter. Nachgeladen wird in allen Ausstattungsvarianten in unter 30 Minuten auf 80 Prozent Ladestand, und das können wir so bestätigen: Der EV3 hält seine maximale Ladeleistung von sehr lange - das zählt mehr als ein hoher Spitzenwert in einer schnell abfallenden Ladekurve. Insofern ist es verschmerzbar, dass der KIA EV3 im Gegensatz zu seinem großen Geschwister EV6 nur über ein 400 Volt Bordnetz statt einem 800 Volt Bordnetz verfügt. Und: Wer beim Laden entspannen will, kann die Vordersitze in Liegesitze verwandeln, wer lieber arbeitet, findet einen Tisch in der Mittelkonsole, auf der beispielsweise ein Laptop abgestellt werden kann.

In Sachen Fahrleistungen ist ebenfalls nichts zu bemängeln: Der 204 PS starke Elektromotor überlastet die angetriebenen Vorderräder nur auf sehr rutschigem Untergrund, ansonsten gibt es guten Grip, ordentliche Beschleunigungswerte (ab 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h) und eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Sehr praktisch in der Stadt: Der verhältnismäßig kleine Wendekreis von 10,4 Metern.
Insgesamt hinterlässt der KIA EV3 beim Fahren einen sehr hochwertigen Eindruck. Der Geräuschpegel ist sehr gering, auch bei Autobahntempo. Fahrwerk und Lenkung fühlen sich "substanziell" an - wo nötig wird Rückmeldung gegeben, ansonsten steht Komfort an allererste Stelle. Kurz gesagt: Der EV3 vermittelt das Gefühl, in einem deutlich größeren Auto zu sitzen. Fahren hat mit diesem Auto Premium-Anspruch, und das ist in dieser Fahrzeugklasse nicht selbstverständlich.

Unser Fazit zum KIA EV3 GT-Line
Wer sich ein kompaktes Elektro-SUV zulegen möchte, sollte den KIA EV3 unbedingt auf seine Liste schreiben. Viel Ausstattung schon in der fair eingepreisten Basisversion, viel (kleine Batterie) oder sogar sehr viel Reichweite (große Batterie), ordentliche Fahrleistungen, viel Platz im Innenraum und im Kofferraum, sehr viel Fahrkomfort, gute Bedienbarkeit - in Summe zeigt dieses Fahrzeug kaum Schwächen, wenn man von Kleinigkeiten wie der schlecht ablesbaren Klima-Bedieneinheit absieht.
Wer sein Fahrzeug hauptsächlich für den Alltag nutzt, kommt mit der Basisversion Air problemlos aus. Für Vielfahrer auf der Langstrecke bietet sich die große Batterie an - der dafür aufgerufene Mehrpreis von 4.400 Euro geht in Ordnung. In Summe bringt KIA mit dem EV3 nicht nur ein gutes Elektroauto, sondern insgesamt ein gutes Angebot auf den Markt, das kaum Wünsche offen lässt. Wer Premium-Ausstattung möchte, bekommt diese in höheren Ausstattungslevels - sofern man das bezahlen möchte.
Was wir gut finden: Den hohen Qualitätsanspruch. Die umfangreiche Basisausstattung. Die gute Bedienbarkeit. Das komfortable Fahrverhalten. Das Platzangebot. Das lange Halten der maximalen Ladeleistung.
Was wir nicht so gut finden: Keine Allradoption (wobei man die in unseren Gefilden nicht wirklich braucht). Etwas unübersichtliches Klima-Infodisplay. Kein 800 Volt Bordnetz.
Man kauft ihn, weil: man aus der Masse herausstechen möchte, und zwar im positiven Sinne
Vergleichbare Fahrzeuge: Renault Scenic, Peugeot e-3008, Skoda Elroq, Ford Capri, Volvo EX40
KIA EV3 GT-Line Long Range (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis KIA EV3 GT-Line: € 53.390,00
Einstiegspreis KIA EV3 Air: € 37.090,00
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Maximale Leistung: 150 kW/204 PS
Drehmoment: 283 Nm
0-100 km/h: 7,5 Sekunden
Vmax: 170 km/h
Batteriekapazität netto: 84,1 kWh
Energieverbrauch konfigurationsspezifisch (WLTP): 16,2 kWh/100 km
Reichweite konfigurationsspezifisch (WLTP): 563 km
Reichweite im Test: 550 km gemischt/400 km Autobahn
Ladung: 11 kW AC | 130 kW DC (10-80%: 30 min)
Leergewicht: 2.030 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.355 kg
Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.000 kg/750 kg
Kofferraum: 460 - 1.251 Liter
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.310/1.850/1.560 mm
Stützlast: 100 kg
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