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Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S: Unfassbar schnell, auch mit Dachzelt


Warum man für seinen Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S ein Dachzelt braucht? Wahrscheinlich wegen Malibu. Ansonsten gilt mit wie ohne Luftbremse: Dieses Auto kann dich bewusstlos beschleunigen.




Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
 

Natürlich stellt sich gleich zu Beginn die Frage: Wer um Himmels Willen schraubt ein Dachzelt auf seinen gut 220.000 Euro teuren und nicht minder feschen Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S, das ihn zwar auffälliger und manchmal praktischer, aber nicht schöner und auch nicht schneller macht? Ein Teil der Antwort geht so: Es ist egal. Zumindest leistungstechnisch. Die 761 PS und 1.050 Nm aus den beiden Motoren an Vorder- und Hinterachse sind auch mit dem 56 Kilogramm schweren Aufbau völlig irrsinnig. Mit Launch Control in 2,9 Sekunden von Null auf Hundert zu fliegen fühlt sich an, als würde dir von hinten jemand ins Auto knallen. Kein Getöse und Gebrüll, kaum Schlupf an den Reifen, nur unvorstellbarer, völlig kranker Vortrieb en masse.



Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S 2023 mit Dachzelt auf einer Straße

Wahnsinnige Beschleunigungswerte im hübschen Praktiker-Kleid: 2,9 Sekunden braucht der Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S von 0 auf 100, 6,8 Sekunden von 100 auf 200 km/h.


Um diese Brutalität abzurufen, muss man nicht einmal guter Autofahrer sein: Wer ein Lenkrad gerade halten kann, der kann mit dem Taycan durchstarten – wieder und wieder und wieder. Das ist ja die eigentliche Sensation: Die Traktionskontrolle arbeitet so gut, dass Unruhe niemals ins Auto kommt, dass man auch auf rutschigem Asphalt nicht ins Gemüse abschmiert. Sogar in Kurven nicht: Wer die Flugbahn per Volant korrekt eingestellt hat, der wird wie auf Schienen aus dem Bogen gezogen – mit einer Vehemenz, die das Hirn am Anfang nicht verarbeiten kann. Es ist schlicht und ergreifend unfassbar, mit welcher Präzision das Porsche Stability Management die Motorleistung dosiert, um dich einerseits IMMER mit maximalem Vortrieb zu versorgen, und dich dabei andererseits nicht augenblicklich umzubringen.


Eine fahrdynamische Benchmark - nicht nur für Kombis

Der persönlichen Lebenserwartung arbeitet sicherheitshalber die Porsche Ceramic Composite Brake (PCCB) zu, die im Turbo S serienmäßig mitfährt. Mit 420 x 40 Millimeter Scheiben und Zehn-Kolben-Sätteln an der Vorderachse, und 410 x 32 Millimeter Scheiben mit Vier-Kolben-Sätteln an der Hinterachse hat das Verzögern weniger mit jenem eines herkömmlichen Autos zu tun als mit einer Leine, die am Heck deines Autos anreißt. Dass der Taycan mit 2.395 Kilogramm nach vorne schiebt, ist dabei völlig egal, und auch in einem weiteren Punkt setzt Porsche die Referenz: Beim Übergang zwischen Rekuperation und mechanischer Bremsung. Das Pedalgefühl bleibt stets sauber und dosierbar – ob man nun sanft vor einer Ampel, oder mit voller Kraft vor der Haarnadel drauf steigt. Zusammenfassend muss man feststellen: Den Rahmen des fahrdynamisch Möglichen hat Porsche hier gleich doppelt ausgelotet - für das Elektroauto und den Kombi in Personalunion. Allerdings: Fahrspaß ist nicht ausschließlich in Perfektion zu messen – das weiß jeder, der schon Mazda MX-5 gefahren ist.




Bild 1: Die 20-Zöller mit dahinterliegender Keramik-Bremse. Bild 2: Hier lässt sich die Geschwindigkeit ablesen, sobald man sich wieder hinzuschauen traut.


Die Sache mit dem Dachzelt

Für den anderen Teil der Antwort müssen wir uns mit dem Umstand auseinandersetzen, dass der Taycan Cross Turismo so etwas wie die Offroad-Version des Taycan ist. Richtig gelesen: Dieses 761 PS und 1.050 Nm starke, knapp fünf Meter lange, zwei Meter breite und 2,4 Tonnen schwere Elektrokatapult soll auch im Gelände einigermaßen umrühren können, wobei die Ingenieure da weniger die Eiger Nordwand im Kopf hatten als die sandigen Beachclubs in Malibu. Wer also reich genug für einen Porsche, aber zu flach für einen Fahrer ist, der muss seinen Rausch zwar ebenso am Parkplatz ausschlafen, aber immerhin mit Decke, mit Bett und vor allem: mit Stil. Wahrscheinlich hat Porsche den Aufbaumechanismus deshalb so angenehm simpel gestaltet: Zwei Scharniere lösen, aufklappen und Leiter hinaus – fertig ist das Schlafquartier.


Natürlich lassen sich für dessen Anwendung auch andere Szenarien konstruieren. Von dem kurzen Nickerchen an der Ladestation über ein Wochenende am Campingplatz bis hin zum Offroad-Abenteuerurlaub in den Alpen, und den charmanten Aussteiger-Gedanken sowieso in Ehren. Aber folgenden Einwand hatte noch jeder Betrachter: Wenn ich rund 220.000 Euro für den hier abgebildeten Taycan habe, warum nicht einfach ein Hotelzimmer buchen? Wahrscheinlich, weil auch hier wieder gilt: Es ist egal. An den 5.269 Euro, die für das Dachquartier überwiesen werden wollen, wird’s wohl nicht mehr scheitern, und reizlos ist der Freiheitsgedanke auch für gut Betuchte nicht. Das Mountainbike in den Kofferraum schmeißen, 400 Kilometer in irgendeine Richtung fahren, Trails shredden, schlafen, am Flussufer duschen, und am nächsten Morgen einfach weiterfahren. So drückt man die 80 Stunden Woche wieder eine Zeit lang durch.




Idylle a la Elektro-Porsche. Gut, dass das serienmäßige Luftfahrwerk auch Offroad (ein bisschen) kann: Bis zu 30 Millimeter geht’s mit dem Lift-Modus nach oben. Oder 22 nach unten, wer den Sport Plus oder den Range Modus wählt.


Die Sache mit dem Dachzelt und der Reichweite

Wer uns jetzt mit der Reichweite kommt, der hat… nun ja… nicht unrecht. Im Ortsgebiet fällt der Ziegel zwar noch nicht ins Gewicht, auf Autobahnen dagegen vor dem Komma. Wir waren mit rund 26 kWh im Schnitt unterwegs - einige Vollstrom-Vorführungen eingeschlossen. Aber: Die eine oder andere Kilowattstunde Mehrverbrauch kann der Taycan sich leisten. Mit 93,4 kWh Batteriekapazität (netto 83,7 kWh) sind auch mit montierter Luftbremse halbwegs vertretbare Reichweiten möglich, und, das Porsche-typische Totschlagargument: nachgeladen wird mit bis zu 270 kW. Das bedeutet 22 Minuten Standzeit, um von 5 auf 80 Prozent zu tanken, oder fünf Minuten für 100 Kilometer Reichweite.


Eine Feder, die man dem Taycan tatsächlich rupfen könnte: Das Infotainmentsystem ist nicht der allerletzte Schrei. Die Menüführung erscheint uns nicht vollends logisch, aber das wissen ambitionierte Verkaufsberater bei der Fahrzeugübergabe zu therapieren. Außerdem ist es eine Sache, mit einem Auto übers Wochenende zu fahren, und eine andere, dieses tatsächlich zu besitzen. Kommt Zeit, kommt Rat – zumindest in dieser Hinsicht. An die Fahrleistungen wird man sich dagegen wohl kaum gewöhnen.


 

Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S (2023): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch

Testwagenpreis: € 221.241,58 brutto + € 5.269,00 Dachzelt (Basispreis Porsche Taycan 4 Cross Turismo: € 106.125,65)

Bestellbar: Ab sofort. (Konfigurator)

Maximale Leistung: 560 kW/761 PS

Drehmoment: 1.050 Nm

0-100 km/h: 2,9 sek.

Vmax: 250 km/h


Leergewicht: 2.395 kg

Kofferraum: 405 - 1.171 Liter

Länge/Breite o.S./Höhe: 4.974/1.967/1.409 mm

Batteriekapazität: 93,4 kWh brutto/83,7 kWh netto

Verbrauch (WLTP): 23,1 kWh/100 km

Reichweite (WLTP): 446 km

Ladung: 22 kW AC (0-100%: 5h00) | 270 kW DC (5-80%: 22 min)

Ganz schnell: Der Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S ist die Benchmark für elektrische Fahrdynamik im Kombi-Kleid. Auch, wenn man das Porsche Dachzelt montiert. Die Beschleunigung bleibt auch mit Luftbremse enorm - in 2,9 Sekunden hat man 100 km/h erreicht. Noch besser, um sich den Vortrieb vorzustellen: Die Elastizitätsbeschleunigung zwischen 80 und 120 km/h gibt Porsche mit 1,7 Sekunden an. Die WLTP-Reichweite des Porsche Taycan Cross Turismo Turbo S beträgt 446 Kilometer, der durchschnittliche WLTP-Stromverbrauch 23,1 kWh pro 100 Kilometer. Nachgeladen wird mit bis zu 270 kW. Der Preis: 221.241,58 Euro kostet unser Testwagen, plus 5,269,00 Euro für das montierte Porsche Dachzelt. Der Einstieg in die Porsche Taycan Cross Turismo Welt gelingt mit dem Modell Cross Turismo 4 ab 106.125,65 Euro.


 


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