- Patrick Aulehla
- 16. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Skoda Enyaq 85 Coupé Sportline (2025) im Test: Da zieht der Wind vorbei
Viel Platz, viel Reichweite, viel Komfort: Der Skoda Enyaq 85 Coupé Sportline will vor allem als Alltagsbegleiter punkten. Ob er das schafft? Unser Testbericht zeigt alle Vorteile und Nachteile des stylischen Elektro-SUVs.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Da das Rennradfahren ja ganz gut zur Marke Skoda passt, erlauben wir uns an dieser Stelle eine eröffnende Herleitung aus der Welt der Treter. Schon ab etwa 15 km/h wird der Luftwiderstand beim Radfahren zum größten Widerstand - größer noch als der Rollwiderstand. Klar also, dass der Luftwiderstand beim Auto eine noch viel größere Rolle spielt, weil man sich zum einen mit höherer Geschwindigkeit bewegt, und zum anderen eine größere Fläche durch den Wind schieben möchte.

Reichweite, Stromverbrauch und Ladeleistung
Warum das für unseren Skoda Enyaq Coupé relevant ist, liegt auf der Hand: Weniger Luftwiderstand bedeutet weniger Stromverbrauch und in weiterer Folge höhere Reichweite. Genau hier ist das SUV aus Mladá Boleslav in Tschechien ein Vorzeigeschüler: Der cW-Wert des Enyaq Coupé ist mit 0,225 der beste seiner Klasse. Das hat besonders bei höheren Geschwindigkeiten Auswirkungen - also auf Landstraßen und der Autobahn.
Und tatsächlich: In unserem Test wies der Enyaq bei Autobahntempo einen Durchschnittsverbrauch von etwa 19 kWh pro 100 Kilometer auf. Würde man mit dem Enyaq konstant 130 km/h schnell fahren, wäre seine 77 kWh Batterie erst nach 405 Kilometern leer. Klar: Man wird seine Batterie selten bis aufs letzte Atom leeren. Gleichzeitig lässt sich ein Schnitt von 130 km/h aufgrund von Baustellen und ähnlichen Tempobremsen kaum halten - die 400 Kilometer Autobahn-Reichweite kann man also durchaus als Referenz betrachten.
Und nicht nur auf der Autobahn erweist sich das Skoda Enyaq Coupé als sehr effizient. Auch im Alltagsbetrieb auf Landstraßen und im Ortsgebiet zählen die Verbrauchswerte zu den niedrigsten, die wir von Fahrzeugen dieser Größe kennen. Im Alltagstest pendelte sich der Stromverbrauch zwischen 14,5 und 17 kWh ein - je nach Stadt- bzw. Ortsgebiet- und Landstraßen-Anteil. Wer täglich 50 Kilometer pendelt, lädt sein Fahrzeug alle 10 Tage (14,5 kWh) oder 9 Tage (17 kWh) voll.

Gleichzeitig muss man sagen: Bei Ladeleistung und in weiterer Folge Ladegeschwindigkeit bricht der Enyaq auch nach dem Facelift keine Rekorde. Maximal 135 kW Ladeleistung schafft unser Skoda Enyaq 85 Coupé am DC-Stecker - das ist heute bestenfalls Durchschnitt. Fahrzeuge wie der Hyundai Ioniq 5, der KIA EV6 oder - um im Konzern zu bleiben - der Audi A6 e-tron können aufgrund ihres 800 Volt Bordnetzes mit weit über 200 kW laden. Allerdings hält der Enyaq die maximale Ladeleistung relativ lange - für die Standard-Schnellladung von 10 auf 80 Prozent Batteriekapazität steht man laut Skoda 28 Minuten. Interessant: Der schwächere Skoda Enyaq 60 (59 kWh netto Batteriekapazität) kann mit 165 kW schnellladen. Der Skoda Enyaq 85x (mit Allradantrieb) schafft 175 kW, der Enyaq RS sogar 185 kW. An der Wechselstrom-Ladestation können alle Enyaq-Modelle mit bis zu 11 kW laden.
Fahrverhalten, Lenkung, Fahrwerk und Komfort
Nach dem Facelift behält der Skoda seine Fahrqualitäten allesamt bei. Der 4,65 Meter lange Enyaq wird von einer komfortablen Grundauslegung geprägt, wehrt sich dank des optionalen aktiven Fahrwerks (DCC, Dynamic Chassis Control) aber auch gegen flotte Gangart nicht. Gut so, denn: Die Variante 85 liefert 210 kW/286 PS Leistung und 545 Newtonmeter Drehmoment, da geht schon etwas vorwärts. Konkret: In 6,7 Sekunden sprintet der Enyaq von 0 auf 100 km/h, elektronisch abgeregelt wird bei 180 km/h.

Die Lenkung macht ihre Sache ebenfalls sehr gut - nicht nur in der Stadt, wo man sich aufgrund des geringen Wendekreises von 9,3 Metern in einem Kleinwagen wähnt. Auch bei ambitionierter Gangart wirken Lenkeinschlag, Präzision und Rückmeldung durchwegs vorbildlich. Etwas weniger vorbildlich - und bekannt aus anderen Modellen der VW-Gruppe: Das Gefühl am Bremspedal ist gewöhnungsbedürftig, der Pedalweg wirkt für unser Empfinden etwas zu lang. Sicherheitsrelevant ist das freilich nicht: Der Enyaq steht nach einer Vollbremsung aus 100 km/h nach 36 Metern, wie der ADAC-Bremstest zeigt.
Leben an Bord: Bedienung, Verarbeitungsqualität, Platzangebot
Um es kurz zu machen: Der Skoda Enyaq 85 Coupé leistet sich im Zusammenleben kaum Schwächen. Das Bedienkonzept ist schlüssig - die großen Menükacheln des 13 Zoll Touchscreens erleichtern die Orientierung, die Menüstruktur wirkt ebenfalls durchdacht. Für die Bedienung wichtiger Funktionen gibt es Shortcuts: So ist die Wunschtemperatur über die permanent eingeblendeten Temperaturregler am unteren Bildschirmrand schnell eingestellt, zu den Assistenzsystemen gibt es ebenfalls einen direkten Draht, das passt.

Materialqualität und Verarbeitung wirken ebenfalls stimmig. Die in der von uns getesteten Sportline-Ausstattung serienmäßigen elektrisch verstellbaren Sportsitze mit Memoryfunktion und Massagefunktion bieten ordentlichen Seitenhalt, eine gute Ergonomie und zahlreiche Einstellmöglichkeiten. Eine Ambientebeleuchtung macht das Fahren in der Nacht stimmiger, das im Advanced-Paket und Maxx-Paket enthaltene Canton-Soundsystem bläst den Passagieren mit 11 Lautsprechern und einem Subwoofer den Marsch. Ein Head-up-Display war in unserem Fahrzeug ebenfalls an Bord.
Auch Platz bietet der Enyaq genug: Auf den hinteren Plätzen sitzt man auch mit 1,90 Meter Körpergröße bequem, vorne sowieso. Der Kofferraum fasst 585 Liter hinter der zweiten Sitzreihe, und 1.710 Liter bei umgelegten Rücksitzen. Das reicht locker für einen Urlaub zu viert. Und: Im Zubehörprogramm von Skoda finden sich etliche Erweiterungen für den Enyaq - etwa ein Fahrrad-Heckträger für 689 Euro - mit denen sich die Freizeit-Fähigkeiten noch erweitern lassen. Eher unterdurchschnittlich: Die gebremste Anhängelast von 1.000 Kilogramm. Ungebremst zieht der Enyaq 750 Kilogramm, das passt.
Preise und Ausstattung
In Sachen Preis ist zählt Skoda schon seit einigen Jahren nicht mehr zu den Diskontern. Aber: Der Enyaq ist mit einem Startpreis von 40.990 Euro (Enyaq 60 und Enyaq 60 Coupé) durchaus fair eingepreist und im direkten Vergleich mit seinen Mitbewerbern gut aufgestellt. Serienmäßig an Bord sind beheizbare Vordersitze, ein beheizbares Lenkrad, die 3-Zonen-Klima-Automatik, der vorausschauende Abstandsassistent, der Stauassistent, 19 Zoll große Aluräder, das 13 Zoll Infotainmentsystem mit Navigation und schlüsselloser Zugang. Die Batteriekapazität beträgt hier 59 kWh, was für eine WLTP-Reichweite von 434 Kilometern reicht.
Die Varianten Enyaq 80 und Enyaq 80 Coupé (77 kWh Batteriekapazität) kosten 47.990 Euro - sie enthalten zusätzlich eine elektrische Heckklappe, abgedunkelte Scheiben, eine Wärmepumpe und eine Telefonbox mit induktiver Aufladung. Die von uns getestete Sportline-Ausführung kommt auf 51.390 Euro und fährt mit sportlichen Exterieurdetails, Matrix-LED-Scheinwerfern, einem Fahrersitz mit Massagefunktion und 20 Zoll Alufelgen vom Händlerparkplatz.
Die Topversion Enyaq RS kostet 56.580 Euro, bietet 250 kW/340 PS Leistung, Allradantrieb, bis zu 556 Kilometer Reichweite und 185 kW maximale Ladeleistung, sowie eine lange Ausstattungsliste, die etwa ein Head-up-Display mit Augmented Reality, einen beleuchteten Kühlergrill, RS Exterieur-Elemente, eine 360 Grad Kamera und das Canton Soundsystem umfasst. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt mit dem Skoda Enyaq RS Coupé in 5,4 Sekunden - das ist schneller als ein Porsche Cayenne mit Basismotor (5,7 Sekunden).
Unser Testbericht-Fazit zum Skoda Enyaq Sportline 85 Coupé
In Summe empfinden wir den Skoda Enyaq 85 Sportline Coupé als gelungenes Gesamtpaket, das vor allem mit geringem Verbrauch, hoher Realreichweite, anständigem Fahrkomfort und großzügigen Platzverhältnissen punktet. Der Einstiegspreis von 40.990 Euro wirkt aufgrund der umfangreichen Serienausstattung durchaus fair, die Varianten mit größerer Batterie schrammen aber an der 50.000 Euro Marke. Abstriche muss man bei der Ladeleistung machen, wobei das nur für Langstreckenpendler spürbare Nachteile bringt. Auf der alljährlichen Urlaubsfahrt fällt das unserer Meinung nach kaum ins Gewicht. Apropos Gewicht: Die Anhängelast von 1.000 Kilogramm ist zumindest für Bootsanhänger und dergleichen unterdimensioniert.
Was wir gut finden: Das Gesamtpaket aus Platzangebot, Komfort, Fahrleistungen, Reichweite und Preis-Leistungs-Verhältnis.
Was wir nicht so gut finden: Ladegeschwindigkeit und Anhängelast könnten höher ausfallen.
Man kauft ihn, weil: man ein praktisches Auto mit stylischem Auftreten sucht.
Vergleichbare Fahrzeuge: Renault Scenic, Peugeot e-3008, Skoda Elroq, Ford Capri, Volvo EX40
Skoda Enyaq 85 Coupé Sportline (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis Skoda Enyaq 85 Coupé Sportline: € 58.010,40
Einstiegspreis Skoda Enyaq 60 Coupé: € 40.990,00
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Maximale Leistung: 210 kW/286 PS
Drehmoment: 545 Nm
0-100 km/h: 6,7 Sekunden
Vmax: 180 km/h
Batteriekapazität netto: 77 kWh
Energieverbrauch (WLTP): 15,5 kWh/100 km
Reichweite (WLTP): 561 km
Reichweite im Test: 550 km gemischt/400 km Autobahn
Ladung: 11 kW AC | 135 kW DC (10-80%: 28 min)
Leergewicht: 2.257 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.650 kg
Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.000 kg/750 kg
Kofferraum: 585 - 1.710 Liter
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.658/1.879/1.618 mm
Stützlast: 75 kg
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